Essen. Um das „Kunst- und Kulturcafé“ (KKC) im Keller des Uni-Verwaltungsgebäudes könnte ein neuer Streit entstehen: Der neu gewählte Vorsitzende des Allgemeinen Studierenden-Ausschuss (AStA), Semih Inak (23), fordert das Studentenwerk auf, die Kneipe wieder in die Hände der studentischen Selbstverwaltung zu legen.
Das Studentenwerk, Betreiber der sieben Mensen der Uni Duisburg-Essen, hatte das KKC im Januar von den ehemaligen Verantwortlichen des AStA gekauft. „Das KKC muss wieder studentischer Freiraum werden“, sagt Semih Inak, neu gewählter AStA-Vorsitzender an der Universität Duisburg-Essen. „Dafür ist es einst erkämpft worden. Alles andere können wir nicht akzeptieren.“
Mit der Übernahme durch das Studentenwerk endete – vorerst – die sehr lange und sehr quälende Geschichte von Misswirtschaft, staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und Wahl-Pannen beim AStA. Rund ums KKC rankten sich bereits vor zehn Jahren Geschichten, die von geklauten Kassen handelten, von sexueller Belästigung Minderjähriger und von handfester Korruption. Dass Boris Schön, Finanzreferent des vorletzten AStA, und Jan Bauer, Vize-Chef des vorletzten AStA, das KKC Anfang des Jahres an das Studentenwerk veräußerten, kann auch als Versuch gedeutet werden, Spuren zu verwischen.
Hinweise auf Vetternwirtschaft und dubiose Geschäfte, auf private Bereicherungen bei Rock-Parties im KKC – es gab sie zuhauf. Schon seit 2004 hatte die Uni-Leitung ernsthaft versucht, dem KKC wieder ein ernsthaftes – nichtstudentisches – Management angedeihen zu lassen. Lange hat das nicht funktioniert, und wie es am Ende dann doch zustandekam, ist einigermaßen skurril. Ganz abgesehen davon: Auch wenn die Kneipe einen ganz ordentlichen Eindruck macht – man hat einen erheblichen „Sanierungsstau“ festgestellt.
Semih Inak will Verantwortung tragen
Doch Jörg Lüken, Geschäftsführer des Studentenwerks, versprach im Januar: Aus dem KKC wird kein Prunk-Palast, in dem der Latte Macchiato fünf Euro kostet. Änderungen, so wurde vereinbart, sollten „mit dem AStA gemeinsam“ abgesprochen werden. Die AStA-Leute um Felix Hesse, damals neu und nur vorübergehend im Amt, konnten dem nur zähneknirschend zustimmen. Denn: ein ordentliches Votum eines Studentenparlaments, das ordentlich über den Verkauf entschieden hätte, hat es ja nie gegeben. Das Bedauern, dass die Studenten kein eigenes Café mehr verwalten können, gab es schon damals.
Doch Semih Inak schlägt jetzt einen neuen, kämpferischen Ton an – und verspricht: „Das KKC in Eigenregie zu führen, setzt eine große Verantwortungsbereitschaft seitens der Studierenden voraus. Dieser Verantwortung würden wir gerecht werden.“
Das Studentenwerk hat im KKC bislang keine signifikanten Änderungen vorgenommen; Renovierungs- und Umbaupläne würden derzeit aber geprüft, heißt es. Die Kneipe heißt seit 1990 „KKC“ und lag zuvor schon einmal in den Händen des Studentenwerks. Damals hieß sie „Bierschwemme“. Dass sie wieder in die Hände einer studentischen Selbstverwaltung kommt, hält man beim Studentenwerk jedoch für einigermaßen abwegig.
Grundsätzlich plant Inak, der jetzt für ein Jahr im Amt ist, dass im Studentenparlament eine „neue politische Kultur des Vertrauens“ einzieht. Studenten sollten nicht länger abgeschreckt, sondern zum Mitmachen ermuntert werden. „Die Machenschaften des vorletzten AStA“, betont Inak, hätten „dem Vertrauen erheblich geschadet.“ Seinerzeit berichtete sogar „Spiegel Online“ über die Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen im November 2011, bei denen am Ende eine Urne verschwand und die Polizei zum Essener Campus gerufen wurde.
Inak will sich außerdem für einen neuen muslimischen Gebetsraum am Duisburger Campus einsetzen; die derzeit genutzten Räumlichkeiten seien ungeeignet. Grundsätzlich hat sich Inak dem Thema Anti-Diskriminierung verschrieben. Sie soll ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt seiner politischen Arbeit werden.
Und das KKC? Muss derweil ohne AStA-Parties auskommen. Der AStA boykottiert das KKC.