Essen. . Es ist das meistbesuchte Hallenbad der Stadt und in seinem Bauch trainieren Olympioniken: Gewinner der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ wagten zusammen mit dem Betriebsleiter Christian Radloff den Abstieg in die „Unterwelt“ des Schwimmzentrums Rüttenscheid.

Die Wand ist schmucklos, leise hört man es plätschern. „Wir stehen quasi unter Wasser. Genau hier befindet sich der Boden des 50-Meter-Beckens“, sagt Christian Radloff und hält die flache Hand etwas über Hüfthöhe an die Mauer. „Als Schwimmer vermutet man unter den Becken immer wahnsinnig viel Technik“, wird Leser Elmar Kaul nach dem knapp zweistündigen Rundgang kommentieren. Er wird nicht enttäuscht werden.

Chlor in Form von Granulaten

Technik gibt es genug zu sehen. Besonders gespannt sind die Gäste wohl auf die Hilfsmittel, mit denen das Chlor ins Wasser kommt, und die sehen unspektakulär aus; ein weißer Kasten, darüber eine blaue Halteapparatur, ein paar Schläuche, das war’s. „Wir arbeiten nicht mehr mit Gas, sondern mit Granulaten“, erklärt der Betriebsleiter. Vor rund sechs Wochen haben ihm Fachleute die neue Anlage installiert, in die die Desinfektionsgranulate geschüttet, dann mit Wasser vermischt, und so gelöst werden.

Christian Radloff stellt einen Zehn-Kilo-Eimer auf eine Ablage. „Der ist noch klein, im Grugabad nehmen sie vier Mal so große.“ Wie viele man in Rüttenscheid brauche, das werde derzeit noch getestet. „Die Anlage ist ja noch neu. Bis jetzt haben wir 20 Stück verbraucht“, erklärt er. Optisch spektakulärer sind da die fünf mächtigen grünen Filteranlagen für die fünf Becken des Schwimmzentrums, die aussehen wie ein Mischung aus Taucherglocke und Tank. Haarbüschel, Hautschuppen oder schlicht Schweiß werden über ein Flockungsmittel gebunden und bleiben an den inneren Filterschichten hängen. „Mindestens zweieinhalb Mal am Tag ist jeder Liter aus den Becken hier gefiltert worden“, erklärt der Betriebsleiter. Fünf Becken, insgesamt gut 2,8 Mio Liter und das mit zweieinhalb multipliziert: Da kommt über den Tag schon was zusammen.

Schwimmer trainieren nicht nur im Wasser

Die Rüttenscheider Unterwelt hat mehr zu bieten. „Die Sport- und Bäderbetriebe stellen ja hier auch den Bundesleistungsstützpunkt zur Verfügung“, erklärt der Betriebsleiter und lässt seine Gäste ein in die kleine „Turnhalle“ und den Gymnastikraum, in denen 75 Schwimmer, darunter die Essener Olympiastarter Lisa Vitting, Caroline Ruhnau, Hendrik Feldwehr (alle Deutschland) und Ensar Hajder (Bosnien-Herzegowina) trainieren. Cardio-Räder, Sandsäcke, Turnringe und andere „Foltergeräte“ stehen und hängen dicht an dicht. „So etwas habe ich auch schon ausprobiert“, sagt Besucherin Cordula Blaschke mit Blick auf die „Bionetic-Bank“, auf der die Zugkraft von Arm oder Hand ermittelt wird.

„Wir haben eine Menge Neues erfahren – die Führung war super“, kommentiert Teilnehmer Franz-Josef Mittnach, nachdem der Betriebsleiter seine Gäste verabschiedet hat. Wenn die demnächst ihre Runden drehen, dann wissen sie, was an Technik unter ihnen steckt.