Essen-Altendorf.. Als das Kult-Büdchen von Kiosk-König Willy Göken verschwand, war es nur eine Frage der Zeit bis die Arbeiten im Altendorfer Norden zur Anlage des Niederfeldsees beginnen. Viele Beobachter stehen täglich am Bauzaun, um die Fortschritte zu verfolgen. Der erste Spatenstich erfolgt Mitte August. Dabei sehen einige das Bauvorhaben durchaus skeptisch.

Immer wieder bleiben Menschen am Bauzaun stehen und spähen über das Gelände. Zahlreiche Bagger schaufeln dort Erde von einer Stelle zur anderen. Mehrere Sand- und Kieshaufen türmen sich auf und bestimmen das Bild. Über provisorische Baustraßen fahren Laster den Schutt der Vergangenheit ab. Die Vorbereitungen für den neuen Niederfeldsee laufen auf Hochtouren. Der Spatenstich mit viel Prominenz soll laut „Grün & Gruga“ am Donnerstag, 16. August, sein. Und wie beurteilen Stadtteilbewohner das Großprojekt?

Mehr Sauberkeit wäre gut

„Es ist wirklich schade, dass so schöne Projekte immer derart schnell verdrecken.“ Trotzdem hofft Andreas Haas, dass es beim neuen Niederfeldsee anders wird. „Das Projekt wird ja sehr gut publik gemacht über Internet, Zeitung und natürlich Mundpropaganda“, hebt Haas positiv hervor. „Mal schauen, wie es wird.“

Ähnlich sieht es auch Jürgen Ring, der mit seiner Familie an der Baustelle vorbeiläuft. „Lassen wir uns mal überraschen, was dabei ‘rumkommt“, sagt er skeptisch. „Die Reinheit in Essen ist unter aller Würde.“ Das läge vor allem an fehlenden Mülleimern und Toiletten. „Wenn man mit seinen Kindern unterwegs ist, wo sollen die Kleinen denn hin, wenn sie mal müssen?“, fragt er. Aber wenn diese Faktoren einmal im Griff wären, könnte er sich schon vorstellen, an das neu entstehende Seeufer zu ziehen.

„Ich sehe das Ganze etwas zwiespältig“

Doch bis es soweit ist, interessieren Anlieger vor allem die Arbeiten am See. Eine Kleingärtnerin, die ihren Namen lieber nicht nennen möchte, weist auf einige negative Aspekte hin. „Ich sehe das Ganze etwas zwiespältig“, erklärt die Rüttenscheiderin. „Der See ist eine schöne Sache, aber warum musste man die ganzen alten, hohen Bäume fällen?“ Mit anderen habe sie beobachtet, dass viele Vögel nicht mehr wissen, wo sie hin sollen. „Das ist hier ein Rückzugsgebiet für alle möglichen Tiere, das nun fehlt.“ Ansonsten findet sie den See „keine schlechte Sache für den Stadtteil.“ Im Gespräch mit einigen Altendorfern hat sie aber erfahren, dass viele fragen: „Was sollen wir denn mit so einem See?“

Elisabeth Brakemeier hingegen sieht die Angelegenheit äußerst pragmatisch. „Dann können wir bald vor der Haustür schwimmen gehen“, sagt die 87-Jährige beschwingt. Sie steht gerade in der Haustür und wartet auf ihre Wasserlieferung von Willy Göken. „Ist ja schon schade, dass die Bude jetzt hier weg ist“, findet die Rentnerin. Es fehle wirklich an kleinen Läden im Stadtteil, die gut fußläufig zu erreichen sind. „Vielleicht kommt ja sowas, wenn die jetzt hier neu bauen“, hofft sie.

Kontrolle ist wichtig

Die Baustelle stört sie kaum. „Wenn die morgens anfangen zu arbeiten, weiß ich, dass es Zeit ist, aufzustehen“, sagt sie lachend. Mit ihrem Mann Alfred geht Elisabeth Brakemeier regelmäßig zum Bauzaun, um „zu kontrollieren, ob die auch alles richtig machen.“ Vom Schlafzimmerfenster aus hat sie einen guten Blick auf das Gelände. Sie hofft, dass sie noch lange dort wohnen bleiben können. „Schließlich sind wir die ersten Mieter hier im Haus und außerdem will ich 100 werden“, fügt sie strahlend hinzu. Seit 1959 leben Brakemeiers an der Ecke Grieper-/Rüselstraße. Veränderungen haben sie viele erlebt: „Wir nehmen alles, wie es kommt.“