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Der Brückenschlag in Altendorf wird Kern eines Stück Strukturwandels im Westen. Architekt Frank Ahlbrecht soll dem 22.000 Quadratmeter großen Niederfeldsee, der da ab Ende 2012 geflutet wird, eine filigrane Stahl-Spange verpassen.

Eine Brücke, na und? Hüben ein Widerlager, drüben eines und dazwischen eine Trasse mit mehr oder weniger vielen Pfeilern. „Das war ja gerade das Schwere“, warnt Frank Ahlbrecht noch im Nachhinein, „dass man sich diese Aufgabe für Altendorf schnell zu leicht machen konnte“.

Denn was da an der Rüselstraße entstehen soll, zwischen den heruntergekommenen (und deshalb mittlerweile abgerissenen) Allbau-Häusern und den Kleingärten gegenüber, das soll ja mehr sein als nur irgendein billiger Weg, um unwegsames Gelände – in diesem Fall den neuen Niederfeldsee – zu überqueren. Es ist, wenn man so will, der Kern eines Stücks Stadtumbau, das eine alte Kruppsche Malocherecke zum gefragten Stadtteil machen soll, ein vier Meter breiter Brückenschlag, den Fußgänger und Radler auf der einstigen Trasse der Rheinischen Bahn auch im flüchtigen Vorbeihuschen mit einem „Hier wohnense aber echt schön“ quittieren könnten.

Der Name ist Programm: Seh-Terrasse

Und Ahlbrecht soll’s richten: Der Architekt, der schon das neue Busbahnhofs-Dach am Hauptbahnhof, das Haus der Geschichte und den Depot-Neubau fürs Ruhr Museum hinter der Kohlenwäsche von Zollverein entwarf, gewann mit seinem Brückenentwurf einen kleinen Wettbewerb unter vier geladenen Architekturbüros.

Und zwar mit der Idee, dem neuen 22.000 Quadratmeter großen und bis zu fünf Meter tiefen Niederfeldsee, der da ab Ende 2012 geflutet wird, eine filigrane Stahl-Spange mit einem rubinroten Stahlportal in der Mitte und zwei aus- (und ein-)ladenden 15-Quadratmeter-Balkonen zu verpassen. Ein Entwurf, der den hier lebenden wie den hier flanierenden Bürgern den Blick auf die jeweils andere Seite des Sees nicht versperrt, sondern im Gegenteil Durchblick schafft – und mit zwei zusätzlichen Stahlportalen an den alten Widerlagern der Bahntrasse auch künstlerisch überzeugte. Der Name ist Programm: Seh-Terrasse.

Brücke soll 2012 gebaut werden

Dass Ahlbrecht für seinen 50 Meter langen Brückenschlag mit 542.000 Euro Baukosten deutlich unter dem vorgegebenem Höchstpreis liegt, mag sein Übriges beigetragen haben. Obwohl auch die vom Rüttenscheider Architekturbüro KZA vorgeschlagene Wasserpassage, die den Überweg als Trog im Wasser vorsah, ein echter Hingucker hätte werden können.

Hier waren es die befürchteten zu hohen Unterhaltungskosten, beim Entwurf von Martin und Ulrike Halfmann die Sorge vor Zusammenstößen zwischen Fußgängern und Radlern, die beide auf die Plätze verwiesen.

Gebaut wird die Brücke 2012, im Sommer 2013 soll der See mit Grund- und Niederschlagswasser von den Dächern der umliegenden Gebäude gefüllt sein, der Rat wird den Beschluss zum Bau in der kommenden Woche fassen. Ob dann gelingt, was vor mittlerweile zwölf Jahren erstmals eingestielt wurde, nämlich ein Stück aufwertender Stadtumbau im Westen, zwischen Bochold und Altendorf wird man von der Seh-Terrasse wohl ganz gut im Blick behalten.