Essen. . Die Wirtschaft in Essen atmet auf: Trotz Sperrung der wichtigen Verkehrsader im Stadtgebiet gibt es bislang keine Beeinträchtigungen. Allerdings kommt die Belastungsprobe erst noch mit dem Ende der Ferienzeit.
Verstopfte Straßen. Stehende Busse und Bahnen. Mitarbeiter, die reihenweise zur spät zu Arbeit kommen. Und Kunden, die einen großen Bogen um die Stadt machen. Chaosszenarien wurden vor der Sperrung der A40 entworfen - doch nichts davon ist eingetreten. Die Wirtschaft in Essen atmet auf - zumindest vorerst.
„Die Essener Unternehmen merken von der Sperrung bisher nichts. Wir können eine - so nicht erwartete - entspannte Zwischenbilanz ziehen“, bestätigt Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV). Kanders gehörte mit zu denjenigen, die im Vorfeld Schlimmes befürchteten und die jetzt sagen: „Es ist nichts los auf den Straßen.“
Auch Transportunternehmer Markus Sander, der in unmittelbarer Nähe zur A40 sitzt, lobt: „Ich bin positiv überrascht. Unsere Fahrer kommen besser durch, als zu Zeiten, in denen die Autobahn nicht gesperrt ist. So eine ruhige Ferienzeit hab ich noch nie erlebt.“
Nur wenige steigen vom Autoauf den Nahverkehr um
Der Chemiekonzern Evonik an der Goldschmidtstraße hatte sich große Sorgen gemacht, ob seine Zulieferer pünktlich durchkommen, hatte extra die Zeitfenster für die Anlieferung verschoben und muss nun feststellen: „Es gab keine Verzögerungen. Wir haben von der A40-Sperrung nichts gespürt“, erklärt Sprecher Hans-Georg Kreul.
Und auch das Verkehrsunternehmen Evag meldet: keine Behinderungen, keine Staus. „Unsere Pünktlichkeitsquote liegt bei nahezu 100 Prozent“, sagt Sprecher Nils Hoffmann. Eigentlich wollte die Evag von der Sperrung sogar profitieren und lockte Autofahrer mit Umsteiger-Tickets. Davon waren bis letzte Woche rund 200 verkauft. Hoffmann ist mit der „Ausbeute“ zwar zufrieden. Doch bei über 111 000 Evag-Abonnements im Jahresdurchschnitt ist klar - nur wenige stiegen bislang auf den öffentlichen Nahverkehr um.
Warum die A40-Sperrung bislang so ruhig über die Bühne gegangen ist? Die Stadtverwaltung sieht dafür mehrere Gründe: Dieter Schmitz, bei der Stadt für die Verkehrslenkung verantwortlich, glaubt, dass viele Mitarbeiter in den Unternehmen ihre Gleitzeit nutzen. Der Verkehr gerade zur Rushhour wird somit entzerrt. Im Vorfeld hatten Stadt und Unternehmensverband an die Firmen appelliert, ihren Beschäftigten größere Spielräume zu geben. „In der Stadtverwaltung nutzen das viele“, berichtet Schmitz.
Des Weiteren lobt er die ausführliche Berichterstattung in den Medien und die gute Beschilderung an den Autobahnen, die den Durchgangsverkehr auf die Umleitungen weisen.
Noch zwei Monate Sperrungliegen vor den Essenern
Einen Verbesserungsvorschlag hat Schmitz, den er auch dem NRW-Verkehrsminister Michael Groschek noch vor Schulbeginn unterbreiten will: „Um ausländischen Fahrern besser zu helfen, sollten die Umleitungsschilder schon mehrsprachig sein, mindestens aber in Englisch.“
Die A40-Sperrung von oben
Etwa ein Monat Sperrung ist vorbei, noch zwei liegen vor den Essenern. Mit Blick auf das nahende Ende der Ferienzeit will deshalb noch niemand wirklich Entwarnung geben. „Wir sollten uns nicht zu früh freuen. Wir fürchten, dass es nach dem Ende der Sommerferien noch mal eng und voll werden kann“, sagt Ulrich Kanders. An ein Chaos, wie noch vor Beginn der Bauzeit befürchtet, glaubt er jedoch nicht mehr.