Essen. . Die Politik lässt sich die Hoffnung nicht nehmen, dass die Kreditaufnahme in Schweizer Währung am Ende gut ausgeht. Hoffnung darauf, dass die Schweizerische Nationalbank bis auf weiteres zu ihrer Zusage steht und den Euro-Kurs von 1,20 Franken mit allen (finanziellen) Mitteln verteidigt.

Sollen sie lieber hoffen, dass alles schon gut gehen wird, oder lieber auf Nummer sicher gehen – um den Preis einer ziemlich teuren Versicherung? Das Dilemma, in dem die Stadt mit ihren Krediten in Schweizer Währung steckt, kennen die Bürger aus eigener Erfahrung nur zu gut. Einmal mehr hat sich die Politik in diesen Tagen für das Prinzip Hoffnung entschieden – Hoffnung darauf, dass die Schweizerische Nationalbank bis auf weiteres zu ihrer Zusage steht und den Euro-Kurs von 1,20 Franken mit allen (finanziellen) Mitteln verteidigt.

Alles andere wäre auch eine kleine Katastrophe für die Stadt. Denn Essen hat Kredite in einer Größenordnung von 450 Millionen Schweizer Franken aufgenommen. Schon mehrfach war die Stadt gezwungen, durch den Verfall des Euro Verluste zu verbuchen – 88,6 Millionen Euro bislang. Die stehen allerdings so lange nur auf dem Papier, wie die Stadt die Kredittranchen immer weiter verlängert und dadurch Zinsgewinne einstreicht. Zuletzt wurden die Kredite Ende 2011 auf einen Kurs von 1,2156 Franken je Euro abgewertet. Sollte – wie zuletzt zu beobachten – Ende 2012 der Kurs allenfalls beim Garantiekurs von 1,20 Franken landen, müsste man im Rathaus noch einmal um 4,8 Millionen Euro abwerten.

„Prinzip Verantwortung“ statt „Prinzip Hoffnung“

Und wenn die Schranke fällt? „Dafür spricht nicht viel“, beteuert Kämmerer Lars Martin Klieve, denn ein extrem starker Franken würde der Schweizer Wirtschaft arg zusetzen, aber „ausschließen kann ich es auch nicht“. Bei einer Parität von Franken zum Euro, also einem Kurs von 1,00 verlöre Essen auf dem Papier nicht weniger als 75 Millionen Euro. Dagegen kann man sich mit Finanzinstrumenten absichern – zu einem Preis von immerhin 8,75 Millionen Euro. Der große Haken: Wer diese Option ausübt, macht aus Buchverlusten echte Verluste. „Und wir begeben uns der Chance, dass sich der Kurs noch einmal erholen kann“, so Klieve, der der Politik ausdrücklich davon abriet, „Selbstmord aus Angst vor dem Tod zu begehen“.

Zu den wenigen, die sich in der Politik festlegen mochten, zählte Udo Bayer vom Essener Bürger Bündnis, der das Finanzthema zum philosophischen Exkurs nutzte: Er plädiere für Hans Jonas statt Ernst Bloch, fürs „Prinzip Verantwortung“ statt fürs „Prinzip Hoffnung“. Jetzt aus den Franken-Krediten auszusteigen, sei schlicht „verantwortungslos“. Aber: „Es kann durchaus dazu kommen, dass wir das tun.“