Essen.. Die vor 14 Tagen abgeschalteten Radargeräte auf der A 40 blitzen wieder. Auch im Essener Rathaus rieb man sich über die Kehrtwende der Bezirksregierung verwundert die Augen. Hintergrund sind fehlende Daten für eine Bewertung des Unfallgeschehens.
Sie waren auf Bewährung aus, jetzt dürfen sie wieder Autofahrer „abschießen“: Nach einer 14-tägigen Unterbrechung sind die Blitzer auf der A 40 ab sofort erneut scharf geschaltet. Erst hü, dann hott – im Rathaus reibt man sich verwundert die Augen angesichts einer überraschenden Kehrtwende in der Düsseldorfer Bezirksregierung. Es ist ein Kabinettstück vor laufender Kamera: Die dortige Autobahnunfallkommission war erst kürzlich zu der Einschätzung gekommen, dass es sich nach dem Autobahn-Ausbau bei dem überwachten Teilabschnitts zwischen Kray und Gelsenkirchen um keinen Unfallschwerpunkt mehr handelte. Ergo sollten die Blitzer, die – man erinnert sich – allein aus Sicherheitsgründen aufgebaut worden waren und nicht um das Stadtsäckel zu füllen, abgeschaltet werden.
Was die Stadt auch tat. Pflichtschuldigst, prompt und offenbar so schnell, dass sich die Bezirksregierung irgendwie links überholt, ja, regelrecht überrumpelt fühlte von solch fixem Verwaltungshandeln. Denn den Verkehrsexperten in der Landeshauptstadt fiel jetzt plötzlich auf, dass man für gesicherte Erkenntnisse darüber, ob das Teilstück wirklich kein Unfallschwerpunkt mehr ist, ganz gerne doch noch ein paar Monate mehr Zeit für die Sammlung verlässlicher Daten gehabt hätte. Auf der Suche nach einer geeigneten Ausfahrt aus der Bredouille wurde das Definitionssteuer hart herumgerissen: Nach der eindeutigen Feststellung, dass es an besagter Stelle keinen Unfallschwerpunkt mehr gibt, will man nun noch einmal überprüfen, ob dies tatsächlich, vielleicht sogar noch tatsächlicher, so ist.
So entstand die A 40
Für Autofahrer heißt das: Die Kameras laufen bis Ende September 2012 im Normalbetrieb. Ab Oktober sollen sie abgeschaltet und ihnen ein Mützchen übergezogen werden. Die Daten will die Kommission Anfang des Jahres auswerten und danach das Unfallgeschehen in puncto Sicherheit noch einmal bewerten. Dass Autofahrer zwar geblitzt, aber nicht zur Kasse gebeten werden, hielten die Verantwortlichen übrigens für keine gute Idee. Wenn das bekannt würde, hieß es, würde das die Statistik verfälschen.
Info: Der Bürger blitzt mit
949 Raser wurden beim ersten Radar-Marathon der Polizei vom Blitz getroffen. Jetzt kündigt sich eine Neuauflage an. Die Polizei und die Stadt legen mit einer Rund-um-die-Uhr-Kontrolle am 3. und 4. Juli nach, und der Bürger blitzt mit. Die Verkehrsüberwacher haben nicht nur die Unfallschwerpunkte im Blick, sondern wollen von den Essenern wissen, wo sie sich in der Stadt durch Raser und rücksichtslose Verkehrsteilnehmer gefährdet fühlen. Um zu erfahren, wo den Bürger der Schuh drückt, schaltet die Polizei am Montag, 25. Juni, und Dienstag, 26. Juni, jeweils zwischen 8 und 18 Uhr eine Telefon-Hotline unter 829-1055 und schaltet gleichzeitig die Internetpräsenz „blitzmarathon.essen@polizei.nrw.de“ scharf. Wenn so viele Meldungen eingehen, dass sie unmöglich binnen 24 Stunden bewältigt werden können, verspricht Polizeisprecher Ulrich Faßbender: „Wir werden jede Einzelne nach und nach abarbeiten.“