Essen. Die Polizei wirbt bei der Auswahl von Bewerbern verstärkt um junge Leute mit Zuwanderungshintergrund. Für die landesweite Kampagne, die in Essen startet, hat das NRW-Innenministerium alles aufgefahren, was die Ordnungsmacht zu bieten hat: Kripo, SEK, Hunde- und Reiterstaffel und Schutzpolizisten.
„Ist die echt?“ – so lautet eine der meistgestellten Fragen, die Fritz (Name geändert) vom Spezial-Einsatz-Kommando (SEK) heute beantworten muss. Gemeint ist die Waffe, die der 45-Jährige Oberkommissar am rechten Hosenbein trägt und die den Fünftklässler Jeremias mindestens so stark beeindruckt wie der sondergeschützte Panzer, vor dem Fritz sich in seiner Einsatzkluft aufgebaut hat. Jeremias gehört zu einer Gruppe von Essener Schülern, die auf den Burgplatz gekommen sind, um sich über den Beruf „Polizist“ zu informieren.
Für die landesweite Bewerbungskampagne, die in Essen startet, hat das NRW-Innenministerium alles aufgefahren, was der Dienst in der Ordnungsmacht zu bieten hat: Die Kripo ist da, das SEK, Hunde- und Reiterstaffel, sowie Schutzpolizisten, die auf Rädern und Segways den Platz umkreisen während Innenminister Ralf Jäger (SPD) und Essens Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr die Veranstaltung eröffnen. 1400 Kommissaranwärter, so erfahren wir, werden 2013 in Nordrhein-Westfalen eingestellt, sechs Mal so viel Bewerbungen gibt es in der Regel.
Christina Mau wird ihre im nächsten Monat abschicken. Seit einem Praktikum will die Zwölftklässlerin von der Viktoriaschule zur Polizei. „Ich mache gerade das deutsche Sportabzeichen“, sagt sie. Das gehört, genau wie das Abitur oder die Fachhochschulreife, zu den Einstellungsvoraussetzungen für den Polizeidienst.
„Mein Beruf ist abwechslungsreich und anspruchsvoll“
Den hat Elif Ergüzel gerade in der Altenessener Wache angetreten. Die frischgebackene Polizeikommissarin gehört zu den zehn Prozent der Ordnungshüter in NRW mit Migrationshintergrund. Deswegen darf sie auch auf die Bühne, die zwischen Burggymnasium und Bistum aufgebaut ist. „Mein Beruf ist abwechslungsreich und anspruchsvoll“, sagt die 27-Jährige, „ich könnte mir keinen anderen vorstellen.“ Sie gibt ein gutes Beispiel, denn die Polizei wirbt bei der Auswahl von Bewerbern verstärkt um junge Leute mit Zuwanderungshintergrund. „Sie besitzen durch ihre Sprachkenntnisse und kulturellen Hintergründe besondere Kompetenzen. Das wird im täglichen Polizeidienst immer wichtiger“, sagt der Innenminister.
Genauso wichtig sei die soziale Kompetenz und die Stressresistenz, erläutert Ernst Wauer. Umringt von Oberstufenschülern steht der Kriminaloberkommissar Rede und Antwort. Ob er auch bei dem Loveparadeunglück im Einsatz war, möchte die 18-jährige Judith von Wauer wissen und hört betroffen zu, als der 41-Jährige schildert, wie er damals hilfesuchende Eltern betreut hat. Auch Judith möchte zur Polizei, „am liebsten zur Einsatzhundertschaft“.
Vielfalt des Berufes vorstellen
Überhaupt scheinen die meisten Jugendlichen, die heute gekommen sind, feste Berufsvorstellungen zu haben. So will Christina vom Don-Bosco-Gymnasium zur Mordkommission oder Spurensicherung, Klassenkameradin Janina zur IT-Forensik. IT-Forensik? „Ich habe schon eine Mail ans BKA geschickt, aber der Ausbildungsweg ist noch unklar“, sagt die 17-Jährige.
Mit Markus Renzel, Einstellungsberater bei der Polizei, hat sie noch nicht gesprochen. Renzel arbeitet seit Jahren mit Essener Schulen zusammen, um den Nachwuchs zu rekrutieren. „Diese Kampagne ist besonders, weil wir die Vielfalt unseres Berufes vorstellen“, sagt er. Zum Beweis führt gerade die Hundestaffel das Können ihrer vierbeinigen Ordnungshüter vor: „Hilfe“, ruft Alexandra Winkler, die zum Schein angegriffen wird, und der holländische Schäferhund Bukow verteidigt seine Hundeführerin mit gefletschten Zähnen, Bellen und Biss.
Staunend verfolgt Jeremias das Geschehen. Die Kampagne hat seinen Berufswunsch gefestigt: „Ich werde Polizist, weil ich mich für das Volk einsetzen möchte“, sagt der Burgschüler.