Essen/Hagen/Olpe.
Sie stehen, setzen ihre Mützen auf, heben die rechte Hand und schwören auf die Verfassung. 1100 Polizisten aus ganz Nordrhein-Westfalen sind in der Essener Grugahalle vereidigt worden.
Imposant. Im Gänsemarsch füllen die künftigen Freunde und Helfer die Halle. Es ist die die erste Generation der Polizei, die blaue Uniformen trägt.
Auf den voll besetzten Rängen sitzen Vater, Mutter, Oma, Opa, Onkel und Tante. Auf der Bühne, ein Raunen geht durch die Menge, steht der letzte Bulle: Schauspieler Henning Baum, Star der gleichnamigen SAT-1-Serie. „Sie mögen denken, der gehört hier nicht hin“, sagt der 38-Jährige, „da hat man ja den Bock zum Gärtner gemacht. Hat man auch, aber jetzt bin ich hier.“
Die Essener Polizeipräsidentin als Gastgeberin, Stephania Fischer-Weinsziehr, ist froh darüber und spricht lobend über „den letzten Polizisten. Das Wort Bulle hören wir nicht so gern.“ Sie sorgt für die tragenden Sätze, sieht die Polizeiarbeit als einen „bestmöglichen Dienst“ am Menschen. Er ist der Mann für die lockere Ansprache.
Baum weiß, dass der Krimi wenig mit der Wirklichkeit zu tun hat. Er erinnert an seine Zeit als Rettungssanitäter: „Im Alltag habe ich Leid, Not und den Tod gesehen. Sie brauchen ein dickes Fell. Schützen sie ihre Seele und achten sie auf den inneren Kompass.“
So richtig offiziell wird es mit Innenminister Ralf Jäge: „7100 junge Leute haben sich für den Einstellungsjahrgang 2010 beworben. Das zeigt, dass der Polizeiberuf begehrt ist.“ Der Sozialdemokrat hebt die 124 Kommissaranwärter mit Migrationshintergrund hervor: „Sie sind Vorbilder dafür, dass jeder, unabhängig von seiner Herkunft, die Chance hat, erfolgreich zu sein.“ Und, Jäger kündigt an, im nächsten Jahr die Zahl der Neueinsteiger auf 1400 zu erhöhen. „So erreichen wir eine kontinuierliche und nachhaltige Personalverjüngung.“
Der frisch vereidigte Polizeinachwuchs hat im September das dreijährigen Bachelor-Studium aufgenommen. Das Polizeipräsidium Hagen - Einstellungsbehörde für Bochum, Olpe, Siegen, Hagen, den Märkischen Kreis und den Ennepe-Ruhr-Kreis - ist mit 87 Frauen und Männern angereist.
Verena Middel (19) aus Olpe strahlt nach der feierlichen Zeremonie über das ganze Gesicht und gesteht: „Ja, ich habe meinen Traumberuf gefunden.“ Bei den Middels fällt der Apfel nicht weit vom Stamm. Vater Hubertus (52), ist Polizeibeamter in Attendorn: „Ich bin stolz auf meine Tochter.“ Das ist Meinolf Rüth aus Hagen auch. Tochter Kristine hat sich ebenfalls für den Polizeidienst entschieden: „Es ist spannend. Ich weiß, worauf ich mich eingelassen habe.“
Ob sie der Vater mit etwas Skepsis begleitet hat? Er verneint, sie schaut ihn kritisch an. Am Ende war der 53-Jährige einverstanden: „Meine Tochter ist zwar klein, aber sie wird sich durchsetzen. Das hat sie immer getan.“
Für ein Foto mit Minister Jäger sind die Damen in Blau gerne bereit. Der Tag hat etwas von Konfirmation oder Kommunion - nur Jahre später. Im Beisein der engsten Familienangehörigen rückt der Ernst des Lebens näher.
Noch wird in der Fachhochschule Südwestfalen gebüffelt. Das berufspraktische Training wartet. 950 Euro brutto monatlich erhält der Nachwuchs. Die Botschaft des letzten Bullen lautet: „Gehen Sie voller Kraft in den Dienst.“