Essen. Am Regattaturm am Baldeneysee wird bis Montag wohl kaum ein freier Tribünenplatz zu ergattern sein: Unter strahlender Sonne tragen 105 Mannschaften dort den 41. Internationalen Deutschland-Cup im Kanupolo aus.

Viel rasanter kann Sport auf dem Wasser kaum betrieben werden: Zweimal fünf Spieler in Kajaks versuchen einen Wasserball mit Händen und Paddeln ins Tor des Gegners zu befördern, der zwei Meter über dem Wasser hängt. Rammen ist erlaubt, Paddeleinsatz gegen den Gegner auch, so lange er nicht als gefährlich gewertet wird. Darüber entscheiden zwei Schiedsrichter auf Stegen an der Seitenlinie. Binnen 60 Sekunden muss der Angriff abgeschlossen sein, sonst bekommt der Gegner den Ball. Die Spieler schützen sich mit Helm, Gittervisier und Weste gegen allzu grobe Stöße.

Strafen disziplinieren Teams sich von selbst

Seit 1972 richtet der „KSV Rothe Mühle“ Turniere in dieser Sportart aus; zunächst in Steele auf der Ruhr, dann im alten Licht- und Luftbad. „Für das Turnier haben wir damals die alten Becken mit Seewasser geflutet“, erinnert sich Jürgen Konrad, seit Jahrzehnten gemeinsam mit seinem Bruder für die Organisation zuständig. Seit 1989 findet der Cup am Baldeneysee statt und ist immer weiter gewachsen. Konrad: „Sowas wie hier gibt’s in der ganzen Welt nicht nochmal.“

105 Mannschaften tragen bis zum Finale Montag um 15.30 Uhr 437 Spiele auf sieben Spielfeldern aus. Ein logistischer Kraftakt? Ach was, winkt Konrad ab: „Wir machen das mit zwölf Leuten. Mehr brauche ich nicht.“ Der Trick: Die Teams müssen selbst Helfer und Schiedsrichter stellen, wenn sie gerade nicht auf dem Wasser sind. Und damit sie das nicht vergessen, gibt es Strafen. Der als Schiedsrichter eingesetzte Spieler kommt fünf Minuten zu spät zum Spiel? Sein Team geht mit zwei Toren Rückstand ins nächste Spiel. Er kommt zehn Minuten zu spät: Sein Team liegt 0:5 hinten im nächsten Spiel. Konrad grinst: „Glauben Sie mir: Das diszipliniert.“

Zweimal EM, einmal WM am Baldeneysee

Bis zu 1300 Aktive werden über Pfingsten am See erwartet. Teams aus Duisburg und Mülheim sind dabei, aber auch Mannschaften aus Taiwan und Hongkong. Untergebracht werden sie hinter der Tribüne (Konrad: „Da steht alles voll mit Wohnwagen“) und in Zeltdörfern, die hinter dem Regattahaus aus dem Boden gestampft wurden. Das Organisationsmodell hat sich bewährt bei der Europameisterschaft 1997 und hat den internationalen Verband dazu bewogen, auch die Weltmeisterschaft 2002 und die Europameisterschaft 2009 an den Baldeneysee zu vergeben.

Hervorragende Rahmenbedingungen führen zu sportlichen Erfolgen. Konrad formuliert selbstbewusst: „Wenn Essen sich mit Goldmedaillen schmücken will, müssen die Wassersportler ran. Schwimmer, Ruderer und unsere Kanuten.“ Selbstbewusst haben sich Ruderer, Kanuten und Segler, organisiert in der IG Baldeney, jetzt eingeschaltet in die Debatte um die künftige Gestaltung der Tribüne. Sie wünschen sich Funktionsräume und Büros unter einer neu gebauten Tribüne - „damit wir nicht mehr so weit weg vom Zielturm sitzen.“