Essen. . Sanierungsbedarf an der städtischen Obdachlosenunterkunft an der Liebrechtstraße besteht schon seit 2003. Heizung, Sanitäranlagen und Elektrik sind erneuerungsbedürftig, von den Fassaden bröckelt der Putz, die Fenster sind alt. Sanierung wird vermutlich teurer als die veranschlagten 4,8 Millionen Euro.

In eine scheinbar unendliche Geschichte kommt endlich Bewegung: Schon 2003 stellte man an der städtischen Obdachlosenunterkunft Liebrechtstraße erheblichen Sanierungsbedarf fest. Heizung, Sanitäranlagen und Elektrik sind erneuerungsbedürftig, von den Fassaden bröckelt der Putz, die Fenster sind alt. Fünf Jahre später bekräftigt der Rat: Die Siedlung in Überruhr soll weiter für Obdachlose betrieben werden. Dann passiert lange nichts.

Bewegung kam in die Diskussion im Jahr 2010 mit dem Verkauf der damals noch existierenden zweiten Obdachlosensiedlung an der Märkischen Straße. „Man hatte uns zugesagt, dass der Erlös aus dem Verkauf Märkische Straße in die Sanierung der Häuser Liebrechtstraße fließt“, monierte SPD-Ratsfrau Karla Brennecke-Roos noch in der letzten Sitzung des Sozialausschusses. Doch Baudezernentin Simone Raskob winkte ab. „Die Kommunalaufsicht würde eine solche Umschichtung gar nicht gestatten. Das Geld ist komplett in die Schuldentilgung der Stadt geflossen.“

Doch nun drängt die Sanierung der Liebrechtstraßen-Häuser – und die Kostenschätzungen steigen. Rechnete man im vergangenen Jahr noch mit Kosten von 4,6 Millionen Euro, so belaufen sich diese jetzt bereits um 200.000 Euro höher. Der FDP-Fraktionsvorsitzende im Rat, Hans-Peter Schöneweiß, konstatiert gar, „die Immobilienwirtschaft geht jetzt schon davon aus, dass die Sanierung teurer wird als die veranschlagten 4,8 Millionen Euro“.

Allbau AG will Häuser sanieren

Die Summe ist in jedem Fall immens. Zwar plante Baudezernentin Raskob in der vergangenen Woche noch, die Kosten auf die Prioritätenliste B des städtischen Haushalts zu setzen, gab aber zu bedenken, dass auf dieser Liste bereits sehr viele Projekte stünden. Sprich: Es sei völlig unklar sei, ob die Liebrechtstraße bedacht werden könne.

In die Bresche will nun die Allbau AG springen. Das Angebot: Die Wohnungsgesellschaft kauft die zwölf Häuser, saniert sie und vermietet sie anschließend an die Stadt, die sie als Obdachlosenunterkunft nutzen kann. Einmütig votierten die Ratsparteien in ihrer Ratssitzung am Mittwoch, die Verwaltung möge dieses Angebot prüfen. Nur die FDP stellte sich quer. „Mit gutem Grund“, wie Schöneweiß sagt, „der Allbau würde das Projekt finanzieren und die Finanzierungkosten anschließend zusätzlich zu den Sanierungskosten in die Mietkalkulation einfließen lassen,“ so der FDP-Fraktionsvorsitzende. „Das halten wir nicht für wirtschaftlich.“

Den Alternativvorschlag der FDP, die Häuser Liebrechtstraße zu verkaufen, um mit dem Erlös an anderer Stelle neu zu bauen, wollte keine Partei mittragen; womit unerörtert blieb, ob die Kommunalaufsicht dies überhaupt gestatten würde.

Eine gewollte Fluktuation

Nimmt die Stadt das Angebot des Allbau zügig an, könnten bis 2016 abschnittweise alle Häuser saniert sein. Der Bedarf ist da. Die Zahl der Räumungsklagen stieg im vergangenen Jahr erneut an. Und nicht immer gelingt es der Stadt, Alternativ-Wohnungen zu finden – so dass als letzter Ausweg die Unterbringung in der Liebrechtstraße erhalten werden muss.

Im vergangenen Jahr lebten 118 Menschen in der Siedlung, die als Übergangslösung gedacht ist. So zogen 36 Haushalte mit 57 Personen ein, im Gegenzug verließen 30 Haushalte mit 39 Menschen die Siedlung. Eine Fluktuation, die gewollt ist, um Betroffenen möglichst rasch wieder in die Eigenständigkeit zu entlassen. Doch in einigen Fällen gelingt dies erst nach einer längerfristigen Stabilisierung durch den sozial-fachlichen Dienst der Arbeiterwohlfahrt.