Essen. Die Spekulationen über die Schließung des Bochumer Opel-Werkes verunsichert potenzielle Käufer. Das spüren vor allem die Essener Vertragshändler des Rüsselsheimer Automobilbauers.

„Wir befinden uns im Sinkflug“, sagt Matthias Schlich. Der Geschäftsführer von Opel Lammel in Heisingen erlebt tagtäglich, dass die anhaltenden Spekulationen über Lohnkürzungen und Werksschließungen beim Autobauer Opel zunehmend potenzielle Käufer abschrecken. Das Image des Rüsselsheimer Autobauers sei stark angeschlagen, klagt Schlich, „das bekommen wir deutlich zu spüren.“

Die Kunden seien durch die Negativschlagzeilen verunsichert, fürchten, dass bei einer drohenden Pleite Garantie- und Reparaturleistungen nicht mehr möglich wären. Manche blieben deshalb ganz weg. Seit 1977 ist das kleine Autohaus im Essener Süden Opel-Vertragshändler, hat auch noch die „guten“ Zeiten erlebt: „Damals lag unser Marktanteil bei 30 Prozent.“

Solidarität mit Opel in Bochum

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    Auf gleicher Höhe mit Skoda

    Das ist lange her: Im April 2012 kam die Marke in der EU mit 66.200 Neuzulassungen nur noch auf 6,5 Prozent Anteil. Damit liegt der einstige VW-Konkurrent auf gleicher Höhe mit Skoda und deutlich hinter Ford. Bitter sei das, so Schlich, und werde der Qualität der Autos eigentlich nicht gerecht. „Unsere Marke ist gut, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, wir haben kaum Reklamationen.“ Trotzdem fehle die „Loyalität“ zur Marke Opel, die doch längst nicht mehr so bieder daherkomme wie noch in den 70er Jahren.

    Lammel ist einer von vier Opel-Vertragshändlern in Essen. Die meisten von ihnen wollen sich zu den neuesten Entwicklungen des krisengeschüttelten Konzerns nicht äußern. Zu groß scheint die Verunsicherung. Auch Jörg Burmann fürchtet die negativen Schlagzeilen. Der Kfz-Meister leitet gemeinsam mit seinem Vater die Geschicke des Autohaus Burmann, eines alteingesessenen Familienbetriebes in Frohnhausen. Bereits seit 1959 werden hier Fabrikate von Opel verkauft.

    "Ich kann nicht klagen"

    „Unser Betrieb läuft eigentlich gut, ich kann nicht klagen“, sagt Burmann. Nun sei er auch ein kleiner Händler, der seit Jahrzehnten auf seine Stammkunden zählen kann. Neben Service und Reparatur ist der Neuwagenverkauf nur ein Standbein. Doch auch hier sei eine wachsende Verunsicherung zu spüren, sagt Burmann. „Der ein oder andere Kunde wird sich sicher überlegen, ob er einen Opel kauft.“ Viel dagegenhalten kann der Kfz-Meister nicht: „Leider habe ich keinen Einfluss auf die Geschäftspolitik des Mutterkonzerns General Motors.“

    Für den gilt die Verlagerung der Produktion des Hauptmodells Astra von Rüsselsheim nach England und Polen als beschlossene Sache. Über eine mögliche Schließung des Bochumer Werkes und eine Verlagerung der Zafira-Produktion nach Rüsselsheim wird derzeit spekuliert.

    „Machen wir uns nichts vor: Die Ursache des ganzen Übels ist die Zurückhaltung der Käufer“, sagt Matthias Schlich. Ob sie ein Resultat der Negativschlagzeilen ist oder die Krise erst ausgelöst hat, mag Schlich nicht beurteilen. Für ihn zählt eigentlich nur, ob das Heisinger Autohaus, das er seit 2010 gemeinsam mit Klaus Lammel führt, seinen 17 Mitarbeitern auch künftig eine krisenfeste Arbeitsstelle bieten kann.