Essen. Hunde, Halter und ihre Geschichten standen bei der Mischlings-Schau im Essener Tierheim. Gesucht wurde dort der coolste Hund im Pott. Hovawart-Berner-Sennen-Mix Bolle machte schließlich das Rennen. Sein besonderes Merkmal: Angst vor dem Toaster.
Babsi hat im Alter etwas zugelegt. Sie ist 18, das Fell um ihre Schnauze weiß gefärbt. Täglich gibt es eine Tablette für den Rücken und eine für die Leber. „Sie ist stocktaub“, sagt Frauchen Christa Gehrmann. „Ansonsten fit für ihr Alter.“ Sie verständigen sich inzwischen in Zeichensprache, erklärt die 63-Jährige und hebt den Zeigefinger. Babsi sitzt. Vor 16 Jahren hat Christa Gehrmann die kleine braune Hündin aus dem Tierheim geholt. Bis heute drehen sie täglich mit den Nachbarn samt Hunderudel ihre Runden. Jetzt sind sie aus Bochold wieder ins Tierheim gekommen: Babsi nimmt an der Mischlings-Hundeschau teil. Gesucht wird der „coolste Hund im Pott“.
Mit dabei ist auch Flora, wohl ein Langhaardackel-Mix. Ein Straßenhund aus Griechenland, erzählt Frauchen aus Floras Vita. Konkurrentin Nele ist klein, blond und für Frauchen „perfekt“. Bull-Mops Johnny-Boy (Französische Bulldogge-Mops-Mix) ist ein echter Berliner. Markenzeichen: charmant herausgestreckte Zunge. Er lebt nun bei Katharina Siepmann in Essen. Die zarte Ginger (Zwergschnauzer-Mix) stammt aus einem polnischen Tierheim, Sunny mit den „Fledermausohren“ aus Ungarn. Die Jury legt Wert aufs Äußere und die Eigenschaften. Geheimnisvoll soll der Sieger sein, ein bisschen ungewöhnlich, sagt Jury-Mitglied Sabine Bode.
Abwehrmechanismen für Border-Collie-Mix Abby
Abbys Geheimnis ist inzwischen aufgeflogen: Sie stiehlt. Vor vier Wochen kam der Border-Collie-Mix aus Bulgarien zu Hannah Boecker (22) nach Essen. Die Familie hat in der Zeit bereits Kameras in der Wohnung installiert, aber alle Abwehrmechanismen schlugen fehl. Abby frisst nur ungern das, was sie ihr im Napf reichen. Besser schmeckt das Ergaunerte, sagt Frauchen: „Am liebsten Butter“.
Käse lautet der Spitzname von Hündin Jazzy. „Weil sie früher wie bei cheese so schön grinste“, erklärt Melanie Jerosch. Jazzy ist 16 und hat kürzlich einen Schlaganfall erlitten. Das Hundeleben stand auf der Kippe. „Sie hat sich zum Glück super erholt.“ Weil sie aber nicht mehr so gut zu Fuß ist, wird sie im Hunde-Buggy zur Schau vorgefahren. Dabei hat sie im vergangenen Jahr noch beim Hunderennen gewonnen – in der Senioren-Klasse war sie die einzige Teilnehmerin, erzählt Melanie Jerosch schmunzelnd, die dank eines DNA-Tests genau weiß, was in ihrem Mischling steckt: Schäferhund- Zwergspitz. Und der bellt im Buggy („Sie will einen Keks“).
Ein Leckerchen gibt es für Poldi, der brav Männchen macht. Der Pudel-Terrier-Mix gehört ebenfalls zu Christa Gehrmann, weil Nachbarn sich nicht mehr kümmern konnten. Ein Weichei mit schwarzen Locken, der beim Frisör zum Opernsänger wird, beschreibt Frauchen liebevoll. Auch Babsi sei ängstlich gewesen, als sie bei ihnen einzog. Immerhin war die Bocholderin die siebte Besitzerin. Zuvor hatte die Hündin Kinder gezwickt, in die Wohnung gemacht oder das Fressen verweigert. Bei Christa Gehrmann gab es nie ein Problem. Stattdessen mal einen Pokal bei einer Schau im Hundeverein an der Hafenstraße. „Als Babsi jung war, war sie so zierlich wie ein Reh“. Dass die Hündin nun in der Vorrunde ausscheidet, ist Frauchen egal: „Ich finde sie immer noch schön.“
Die tierischen Sieger
"Coolster Hund" gesucht
1. Bolle, Hovawart-Berner-Sennen-Mix. Eigenschaften: sensibel, sozial. Besondere Merkmale: Angst vor dem Toaster.
2. Leo, „keine Ahnung, was drin steckt“, sagen die Besitzer, Ähnlichkeiten mit Chow-Chow in Dackelgröße. Begleiter von Enkelin Lilian (9).
3. Abby, „diebische Elster“, Border-Collie-Mix.