Essen. . Pauschal wollen Essener Mediziner den Vorstoß von CSU und CDU, Schönheits-Operationen für Minderjährige zu verbieten, nicht unterschreiben. Vielmehr appellieren sie, jeden Fall individuell zu bewerten. Stark abstehende Ohren etwa werden bislang häufig im Kindesalter operiert.
Schönheitsoperationen für Minderjährige verbieten? Pauschal wollen Essener Mediziner diesen Vorstoß von Bundes-CDU und CSU nicht unterschreiben. Gleichwohl es nicht leicht sei, einheitliche Regelungen zu treffen, wie der Essener Plastische Chirurg Fons van der Hoofd erklärt. „Wir arbeiten in einem Graubereich. Da muss man schon sehr genau hinsehen, wo das Problem liegt. Zu mir kommen zum Beispiel 17-jährige Mädchen, die keine oder eine asymmetrische Brust haben und darunter sehr leiden.“
Hoher Leidensdruck
Seien Wachstum und hormonelle Entwicklung abgeschlossen, verändere sich an diesem Zustand nichts mehr, „dann kann man eine junge Frau auch schon mit 17 operieren.“ Nicht zu unterschätzen sei der psychische Leidensdruck für junge Frauen. „Allerdings gibt es auch Fälle, da lehne ich eine Operation ab.“ Etwa wenn 17- und 18-Jährige, um einem Schönheitsideal nachzueifern, ihren Körper verändern lassen wollten.
„Man muss sehen, wie die Motivation ist“, sagt van der Hoofd. „Ich hatte gerade eine 17-jährige Patientin, die große Operationsnarben auf dem Bauch hatte. Das kann zu einem verminderten Selbstwertgefühl führen. Dann kann man auch das schon bei Minderjährigen korrigieren.“ So geht es meist auch in der Hals-Nasen-Ohrenchirurgie um psychische Beweggründe wenn etwa stark abstehende Ohren bei Kindern operativ angelegt werden, wie Professor Alexander Weber, Hals-Nasen-Ohrenarzt mit einer Zusatzqualifikation für plastische Chirurgie an den Kliniken Essen-Süd, erklärt. „Das Ohrenwachstum ist meist mit dem fünften Lebensjahr schon abgeschlossen“, sagt Weber.
Standards wie eine dreimonatige Bedenkzeit einführen?
„Wenn ein Kind dann eine schwerwiegende Missbildung hat, wird es häufig gehänselt. Darum lassen viele Eltern diese Operation vor dem Schuleintritt durchführen.“ In den seltensten Fällen legten Eltern hierbei idealkritische Maßstäbe an. Meist wolle man lediglich einen Normalzustand erreichen. Nasenkorrekturen bei Kindern und Jugendlichen stehen die beiden Chirurgen hingegen kritisch gegenüber. „Wenn man an der Nase zu früh operiert, kann es zu Wachstumsproblemen kommen“, sagt Weber.
Eine gesetzliche Regelung, die die Belange des Einzelnen berücksichtigt, dürfte schwer zu finden sein, sagt van der Hoofd. Sinnvoller sei es, Standards wie eine dreimonatige Bedenkzeit nach dem Erstgespräch oder die Einholung einer zweiten Mediziner-Meinung verbindlich vorzuschreiben, bevor ein Jugendlicher sich einer kosmetischen Operation unterziehen darf. „Und letztlich“, sagt van der Hoofd, „gibt es bei rein kosmetischen Operationen ja auch finanzielle Aspekte. Darüber haben die Eltern noch immer ein ganz gutes Mitspracherecht.“