Essen. Die Essener Wirtschaftsförderungs-GmbH (EWG) will mitmischen, die EMG auch, und eine „Strategie 2030“ gibt es jetzt ebenfalls. Die Essener Grünen vermissen ein klares Konzept beim Stadtmarketing. Dem Rat liegt ein Antrag der Stadtverwaltung vor, der EWG ab 2013 jedes Jahr 95.000 Euro für „Aufgaben des Stadtmarketings“ zur Verfügung zu stellen.
Wer darf, wer soll, wer muss eigentlich das Stadtmarketing für Essen erledigen? Diese immergrüne Frage bewegte jüngst einmal mehr den Aufsichtsrat der Essen Marketing GmbH (EMG), als Geschäftsführerin Eva Sunderbrink ihren Plan vorstellte, die Vorzüge der Stadt Essen künftig im Rahmen einer nationalen Werbekampagne beispielsweise in Baden-Württemberg unter die Leute zu bringen.
„Prinzipiell finde ich es richtig und sogar überfällig, dass die EMG sich bundesweit dem Thema Marketing öffnet“, sagt Grünen-Ratsherr Burak Copur auf Anfrage. Allerdings sei damit noch nicht das Essener Marketing-Wirrwarr geklärt. Denn gleich mehrere Institutionen, die halb von der Stadt und halb von der Wirtschaft finanziert werden, kochen hier ihr Süppchen.
Auch EWG am Thema interessiert
Neben der EMG ist auch die Essener Wirtschaftsförderungs-GmbH (EWG) am Thema interessiert. Geschäftsführer Dietmar Düdden träumt von einem „Marketing-Board“ unter seiner Regie, von den Bemühungen der EMG wird bei der EWG eher wenig gehalten. Dem Rat liegt am Mittwoch ein Antrag der Stadtverwaltung vor, Düddens EWG ab 2013 jedes Jahr 95.000 Euro für „Aufgaben des Stadtmarketings“ zur Verfügung zu stellen.
Offenkundig handelt es sich um die Einrichtung einer Stelle, doch daraus wird wohl nichts. Copur: „Bei den Fraktionen des Viererbündnisses stößt der Antrag nicht auf Gegenliebe.“ Statt den Akteuren einfach neues Geld zu geben, müsse erst mal klar sein, was genau gemacht werden soll und wer den Hut aufhat.
Erhöhung des Konsolidierungsbeitrags?
Für Befremden sorgt auch die angedachte Finanzierung des EWG-Marketings. Alle anderen städtischen Beteiligungsgesellschaften sollen durch Erhöhung ihres Konsoldierungsbeitrags indirekt das Geld aufbringen. „Es kann ja nicht sein, dass die Suchthilfe das Marketing der EWG mitfinanzieren soll“, so Copur.
Auch CDU-Fraktionschef Thomas Kufen sieht in dem Antrag einen Beleg, dass es bei diesem Thema nicht gerade rund läuft. „Hier muss offenbar noch eine Koordination erfolgen“, regt Kufen an - und erlaubt sich den Hinweis, dass der Oberbürgermeister sowohl dem EWG- wie dem EMG-Aufsichtsrat vorsteht, Reinhard Paß daher zu Taten aufgerufen sei.
OB-Initiative: „Strategie 2030“
Weiter verkomplizieren könnte sich die Sache dadurch, dass im Rahmen der jüngst vorgestellten OB-Initiative „Strategie 2030“ Fragen des Stadtmarketings ebenfalls eine Rolle spielen, wenn auch der Ansatz anders gewählt ist. Unter der Projekt-Hoheit der Stadt wird hier jedenfalls ein weiterer Akteur, nämlich das Wirtschaftsberatungsunternehmen Roland Berger aktiv.
Die zunächst 800.000 Euro dafür steuert die Interessengemeinschaft Essener Wirtschaft bei, die das Geld auch deshalb hat, weil sie seit vielen Jahren den zweiten, von ihr zu finanzierenden EWG-Geschäftsführer sparen kann. Der Posten ist seit geraumer Zeit vakant, also offenbar überflüssig.
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Die Idee, vielleicht in Baden-Württemberg aktiv zu werden, resultiert aus einer Umfrage, die das Image Essens und das Wissen über die Stadt zum Thema hatten. Die EMG ließ sie durch das Sozialwissenschaftliche Umfrage-Zentrum (SUZ) in Duisburg erstellen, wobei es drei Kategorien von Befragten gab: Bürger bundesweit, solche aus der Region und die Essener selbst.
Ein Ergebnis war, dass „vor allem in den südlichen Bundesländern Vorbehalte und ein geringeres Ansehen Essen verzeichnet wurden“, schreibt die EMG. Die Feststellung „Ich könnte mir vorstellen, in Essen zu leben“ bejahten beispielsweise nur 11 Prozent der befragten Süddeutschen.