Essen. . In Rüttenscheid, Steele und in der Gruga ringen Bürger und Politiker mit der Stadt um die Wiederöffnung von WC-Anlagen. Seitdem die Stadt 1994 alle städtischen Toiletten aus Geldnot geschlossen hat, prangern Bürger und Bezirkspolitiker diesen Missstand an. Die Not ist groß.

In Essen fehlen überall öffentliche Toiletten. Diesem Vorwurf sieht sich die Stadt ausgesetzt, seitdem sie 1994 alle städtischen Toilettenanlagen geschlossen hat, um Geld zu sparen. Bürger und Bezirkspolitiker prangern diesen Missstand immer wieder an. In Rüttenscheid ist jetzt erneut ein Versuch gescheitert, vorhandene Klohäuschen wieder zu öffnen. Auch in Steele und der Gruga hat der Druck bisher nicht ausgereicht, um geschlossene Anlagen wieder in Betrieb zu nehmen.

„WC nur für Gäste!“ Solche Schilder in den Eingängen von Gastronomiebetrieben in der City zeigen: Die Not ist offenbar groß. Zwar gibt es Toilettenanlagen in der Innenstadt, aber frei zugänglich sind nicht alle Klos. Zum Beispiel am Kopstadtplatz. Wer die WC-Anlage des Kölner Unternehmens Ströernutzen will, braucht Geld oder einen so genannten Euroschlüssel. Den erhalten Menschen mit Behinderungen und chronischen Darm- oder Blasenleiden. Ein gutes Dutzend solcher Anlagen gibt es im Stadtgebiet. Mit diesem System bleibt die WC-Anlage weitgehend verschont von Vandalismus, einem der größten Kostenfaktoren.

Notstand wurde immer wieder an Verwaltung heran getragen

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Die Not ist groß, auch rund um den Rüttenscheider Stern. Wenn Markt ist, öffnet der Marktbetreiber EVB die Toiletten im Kioskgebäude am Markt. Das tun die Betreiber auch auf anderen Wochenmärkten, wenn dort Toilettenanlagen noch benutzbar ist. Die Immobilienwirtschaft der Stadt weiß um den Notstand, weil er „immer wieder an die Verwaltung heran getragen wurde“, scheut aber vor den Kosten zurück. Mehr als 38 000 Euro würde die Sanierung des Häuschens am Rüttenscheider Markt kosten, rund 10 000 Euro extra die Betriebskosten. Marktbetreiber, Essener Verkehrs-AG, Stadt und Bezirksvertreter haben lange gerungen um eine Finanzierung - erfolglos.

Die Not ist groß, auch am Kaiser-Otto-Platz in Steele. Dort hat ein Investor versucht, die ehemals städtische Anlage auf Vordermann zu bringen. Nach Jahren voll Verschmutzung, Vandalismus und illegalem Drogenkonsum gab er auf. Seitdem ist die Anlage zu. Zum Unwillen der Bezirksvertreter, die im Oktober ihre Forderung erneuerten, die Stadt möge für eine behindertengerechte Toilette sorgen.

Die Not ist groß, auch im Grugapark. Die Toiletten am Haupteingang und im Grugaturm sind dicht. Bezirksvertreter, Grün und Gruga und Stadt fanden bisher keine Finanzierung für Sanierung (ab 60 000 Euro) und Unterhaltung (rund 30 000 Euro jährlich).

Weil die Not groß ist, wollen SPD, Grüne und Linke in Rüttenscheid eine Kölner Aktion kopieren. Dort bekommen Gastronomen Geld von der Stadt, wenn sie ihre Klos als „Nette Toilette“ für alle öffnen.