Essen. Essener Bürger schulden der Kommune fast 32 Millionen Euro. Mancher ist erst zahlungsbereit, wenn es ihm ans Auto geht. Rund 1,6 Prozent der städtischen Schulden rühren daher, dass einige Essener ihre fälligen Rechnungen partout nicht bezahlen.

Früher hatten sie einen richtigen „Pfandraum“ im Rathaus, und in Otto Normalverbrauchers Phantasie war der gefüllt mit allerlei Kostbarkeiten aus Bürgers Besitz. Denn zur Wahrheit der schuldengeplagten Stadt Essen gehört ja auch dies: Rund 1,6 Prozent der städtischen Schulden rühren daher, dass einige Essener ihre fälligen Rechnungen partout nicht bezahlen.

Auf rund 32 Millionen Euro, belaufen sich laut Beate Behnke-Hahne die Forderungen mit so genanntem „Inkassostatus“, ein Betrag, der nach Angaben der Leiterin von Finanzbuchhaltung und Stadtsteueramt seit Jahren in etwa konstant bleibt. Auch wenn „gefühlt“ die Zahl derer steigt, die sich erst mahnen lassen, bevor sie ihre Außenstände berappen. Mal sind es nicht bezahlte Knöllchen, mal der Obolus für die Kita oder den Vierbeiner daheim, mal Abschleppgebühren oder die fällige Gewerbesteuer.

22 Mitarbeiter sind im Vollstreckungs-Außendienst beschäftigt

Bei der Verabschiedung des Stadt-Etats für 2012 forderte das Viererbündnis von CDU und Co. vor einigen Wochen, die Stadt solle beim Eintreiben eigener Forderungen mehr Druck machen. Was das genau heißt, blieb irgendwie unklar, denn Leute, die mit Schirm und Melone aber wenig Charme neben dem Schuldner herlaufen, wird die Stadt genauso wenig beschäftigen wie Brutalinskis, die einem bei mangelhaftem Wohlverhalten die Finger nach hinten biegen.

Und doch: Immerhin 22 Mitarbeiter sind im Vollstreckungs-Außendienst beschäftigt, weitere 50 im Innendienst. Die sehen zu, dass die Stadt an ihr Geld kommt, und nehmen im Bedarfsfall auch schon mal einen Laptop mit, um die Zahlungsbereitschaft zu erhöhen. Rund 120 bis 150 solcher Sachpfändungen gibt es im Jahr, oft ist es das einkassierte Auto, das genügend Drohpotenzial entwickelt.

DVD-Player? Kameras? Bleiben meist liegen. „Das kostet doch alles nicht mehr viel“, sagt Behnke-Hahne, die die Pfänder notfalls versteigern lässt. Unterm Strich ist das Inkasso unwirtschaftlich, doch ein Verzicht darauf wäre es noch mehr: „Dann würde doch keiner mehr sein Knöllchen zahlen...“