Essen.. Immer mehr Bürger fühlen sich durch Lärm oder blockierte Straßen gestört. Sanitäter lernen, dennoch gelassen zu bleiben. „Sirenen stören und sind unnötig“ ist eines der Zitate, bei denen Maximilian Wolf während seines Prkatikums im Rettungsdienst den Kopf schüttelte.
Maximilian Wolf hat bei seinem Praktikum im Rettungsdienst ein paar Bürgerzitate gesammelt: „Sirenen stören und sind unnötig“, „Es kann nicht angehen, mit gleich zwei Rettungswagen die gesamte Straße zu blockieren“. Anwohner beklagten nächtliches Rumpeln im Hausflur. Maximilian Wolf erlebte auch, wie Autofahrer den Rettern nur zögerlich Platz machten – oder die Gasse gleich mitnutzten und selbst Gas gaben. Der junge Mann war empört. „Zumal die Rettungsdienste Leben retten, darauf könnte jeder angewiesen sein.“
Doch was den Neuling Maximilian Wolf so empört, überhören die Profis im Alltag häufig geflissentlich. „Wir schulen unsere Leute, damit sie auch in solchen Situationen gelassen bleiben“, sagt Thomas Lembeck, Wachabteilungsleiter bei der Feuerwehr.
45 000 Rettungseinsätze fahren seine Teams jährlich und auch wenn der Grund für einen Notruf rational betrachtet eher Lappalie denn Katastrophe ist. „Wer hier anruft, steht unter Stress und befindet sich in einer absoluten Ausnahmesituation.“
Niedrige Toleranzgrenze
Und in dieser Panik versage schon einmal die Etikette. „Ähnlich verhält es sich mit den Nachbarn“, sagt Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen. „Wenn im Haus Leute wohnen, die häufig nachts bis drei Uhr Musik hören, liegt die Toleranzgrenze entsprechend niedrig. Da ruft man schneller mal in den Hausflur, dass Ruhe sein soll.“ Auch über die sich schleppend auftuenden Gassen, die bei herannahenden Einsatzwagen entstehen, wundern sich die Profis mittlerweile nicht mehr. „Meistens ist das der Fall, wenn Leute telefonieren oder sehr laut Musik hören.“
Was jedoch schimpfenden Nachbarn sowie „verpeilten“ Autofahrern gemein sei: „Wenn die Menschen sehen, dass es sich um einen Einsatz von Feuerwehr oder Rettungsdienst handelt, reagieren sie meist schnell und werden sehr freundlich.“ Die Wehr lebe schließlich davon, neutrale Instanz und damit akzeptiert zu sein. „Selbst wenn wir zu Schlägereien kommen, kann es passieren, dass sich die Leute mit der Polizei noch ein Handgemenge liefern, von uns aber Hilfe widerstandslos akzeptieren. Und das funktioniert nur, solange wir jedem helfen. Dem verletzten Polizisten ebenso wie dem verletzten Einbrecher“, sagt Lembeck.
Dass es im Eifer des Gefechts aber vorkommen könne, dass auch einer seiner Männer einen Schlag abbekomme, räumt Lembeck durchaus ein. „Die meisten, die hier arbeiten, machen den Job, weil sie helfen wollen. Sie haben eine positive Einstellung gegenüber anderen Menschen.“
So ließen sich dann auch anfänglich harsche Worte von Nachbarn und nur zögerlich entstehende Gassen im beruflichen Alltag verkraften.