Essen. „Die konzertierte Aktion in Altenessen hat zu einem schnellen Erfolg geführt.“ So wie Integrationsdezernent Andreas Bomheuer bewerten auch Polizei Bezirkspolitiker nach einem halben Jahr die Arbeit des „Aktionsbündnisses sicheres Altenessen“ (AsA).

„Die konzertierte Aktion in Altenessen hat zu einem schnellen Erfolg geführt.“ So wie Integrationsdezernent Andreas Bomheuer bewerten auch Polizei Bezirkspolitiker nach einem halben Jahr die Arbeit des „Aktionsbündnisses sicheres Altenessen“ (AsA). Die Zahl der Beschwerden sei deutlich zurück gegangen, die jugendlichen Tatverdächtigen seien identifiziert und unter Beobachtung.

Bürgerbeschwerden und Medienberichte über rechtsfreie Räume in Altenessen-Süd hatte zur Jahreswende das Jugendhilfe-Netzwerk der Arbeiterwohlfahrt zu einer Bürgerbefragung veranlasst. Die Diagnose: „Die Ergebnisse veranschaulichen, dass sich viele Bürger an bestimmten Orten im Stadtteil unsicher fühlen“, fassten Andreas Klink und Thomas Rüth zusammen.

Im Allgemeinen bezieht sich die Unsicherheit weniger auf Straftaten, sondern auf Pöbeleien, Aggressionen und Respektlosigkeiten. Bestimmte Bereiche werden als besonders gravierend empfunden. Neben dem Bahnhof sind dabei häufig der Kaiserpark, die U-Bahn, das Allee-Center und der gesamte Bereich der Altenessener Straße vom Bahnhof bis zum Allee-Center genannt worden. Einzelne Jugendliche bestätigen, dass es Verabredungen zu Prügeleien am Bahnhof gibt.“

Das Einsatzgebiet ist überschaubar

„Auf diesen Befund haben wir sofort reagiert“, sagt Bomheuer im Rückblick. Das war die Geburtsstunde des Aktionsbündnisses von Stadt, Polizei und Arbeiterwohlfahrt. Auf der Basis der erfolgreichen Sozialarbeit in Katernberg in den 90er Jahren wurde ein kombiniertes Handlungskonzept aus Prävention und Repression entwickelt, das am 1. Juni an den Start ging. Bomheuer: „Die wirksame Methode heißt: sofort reagieren“, sagt Bomheuer.

Bürgerpark Altenessen

- der wenig einladende Eingang in den Bürgerpark.   Foto: Oliver Müller
- der wenig einladende Eingang in den Bürgerpark. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Der Sandspielbereich. Foto: Oliver Müller
Der Sandspielbereich. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
... locken die Besucher seit Beginn der Woche in den Park. Foto: Oliver Müller
... locken die Besucher seit Beginn der Woche in den Park. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Die ersten Frühlingsstrahlen... Foto: Oliver Müller
Die ersten Frühlingsstrahlen... Foto: Oliver Müller © Oliver Müller/WAZ FotoPool
Hunde müssen draußen bleiben... Foto: Oliver Müller
Hunde müssen draußen bleiben... Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Vom hölzernen Kletterschiff ist nur noch der Leuchtturm geblieben. Aus Sicherheitsgründen musste das Schiff abgerissen werden. Foto: Oliver Müller
Vom hölzernen Kletterschiff ist nur noch der Leuchtturm geblieben. Aus Sicherheitsgründen musste das Schiff abgerissen werden. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Der Pachtvertrag des Ehepaars Dausend, dass den Kiosk und Biergarten im Bürgerpark betreibt, wurde für ein Jahr verlängert. Foto: Oliver Müller
Der Pachtvertrag des Ehepaars Dausend, dass den Kiosk und Biergarten im Bürgerpark betreibt, wurde für ein Jahr verlängert. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Wie es danach weitergeht, ist allerdings unklar. Foto: Oliver Müller
Wie es danach weitergeht, ist allerdings unklar. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Sogar über einen Abriss der alten Gebäude soll bei den Sport- und Bäderbetrieben schon laut nachgedacht worden sein. Foto: Oliver Müller
Sogar über einen Abriss der alten Gebäude soll bei den Sport- und Bäderbetrieben schon laut nachgedacht worden sein. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Ein Schaukelgerüst. Foto: Oliver Müller
Ein Schaukelgerüst. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
Zum Fußballspielen müssen sich Hobby-Kicker ein anderes Plätzchen suchen. Foto: Oliver Müller
Zum Fußballspielen müssen sich Hobby-Kicker ein anderes Plätzchen suchen. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool
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Dabei hat geholfen, dass das Einsatzgebiet überschaubar ist: Als Problemzone benannt wurde ein Gebiet von 1,9 Kilometern Länge entlang der Altenessener Straße. Dazu musste aber auch ein dichtes Netzwerk geknüpft werden. Sozialarbeiter und AsA-Moderator Thomas Rüth formuliert das Ziel: „Es kann nichts passieren, ohne dass wir es erfahren und reagieren.“

Als Kern des Problems definierte Rüth: „Ungefähr 80 bis 100 Jugendliche halten sich im Stadtteil auf, ohne eine vernünftige Freizeitbetätigung zu haben.“ Für die gibt es inzwischen Angebote in der Parkschule am Kaiserpark und im Park selbst: Basketball, Fußball - und demnächst Krafttraining: Der Essener Sportbund spendierte der Parkschule gestern Trainingsgeräte für einen neu eingerichteten Kraftsportraum. Der soll nicht nur den Schülern, sondern nach dem Jahreswechsel allen Jugendlichen im Stadtteil zur Verfügung stehen.

Die Familien einbinden

Die Jugendlichen von der Straße holen, Familien und libanesische Vereine wie die Familien-Union einbinden und den Kriminellen auf die Finger schauen: Stark vereinfacht, ist das die gemeinsame Strategie des Aktionsbündnisses. 51 jugendliche und heranwachsende Täter hat das Aktionsbündnis unter die Lupe genommen. 22 Jugendliche aus Altenessen hat die Ermittlungsgruppe Jugend der Polizei in ihr Intensivtäterprogramm aufgenommen. Sieben von ihnen stammen aus dem Libanon: „Es ist nicht nur ein Libanesenproblem“, sagt Rüth.

Die Parkschule ist nicht nur wegen ihrer zentralen Lage für die Sportangebote ausgewählt worden. Die Schulleiterin der Förderschule, Birgit Kuth-Widera, spricht Klartext: „An den Aggressionen im Stadtteil waren auch einige unserer Schüler beteiligt.“ Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis hat die Schule mit ihren Schülern symbolisch einen Friedensvertrag geschlossen.

Seither ist die Lage deutlich besser geworden, sagt die Schulleiterin: „Ich erlebe meine Schule ruhiger und konfliktfreier. Wir haben das Gefühl, hier wieder das Sagen zu haben.“ Weil’s so gut funktioniert, will das Aktionsbündnis sein Konzept auf andere Schulen übertragen. Die Hauptschule Bischoffstraße hat schon angefragt.

Nach einem halben Jahr harter Arbeit hat das Aktionsbündnis die Probleme im Griff. Gelöst sind sie dadurch noch lange nicht. Drei Jahre werde das Aktionsbündnis brauchen, schätzt Bomheuer. Und: Städtebaumaßnahmen müssen folgen, um diesen Stadtteil schöner zu machen.