Essen. . Die 25.000 Euro Preisgeld, die Berthold Beitz beim NRW-Staatspreis erhielt, hat er der Hauptschule Bochold gespendet. Denn einen Förderverein hat die Schule nicht - etwa 60 Prozent der Schüler kommen aus Hartz-IV-Familien. Tischtennisplatten, vielleicht ein Schülercafé - an der Hauptschule Bochold geht es um Dinge, die in anderen Stadtteilen selbstverständlich sind.

Ein Blumenladen hat mal ein bisschen was gespendet für ein Beet auf dem Schulgelände. Und vor ziemlich genau anderthalb Jahren, erinnert sich Anne Beyer, die Leiterin der Hauptschule Bochold, hat es mal 500 Euro von jemandem gegeben. Die wurden investiert in neue Basketballkörbe.

Ansonsten irgendwelche milden Gaben? „Nein, eigentlich gibt es so gut wie nichts.“ Denn wer spendet schon für Hauptschulen, die sterben doch sowieso aus. Wer spendet, will schließlich Zukunft stiften. Bloß: „Die Kinder, die jetzt an Hauptschulen gehen, werden auch noch da sein, wenn es die Hauptschule als Schulform nicht mehr gibt“, sagt Schuldezernent Peter Renzel gerne bei passenden Gelegenheiten – und so wurde er vermittelnd aktiv, als es hieß, dass Berthold Beitz das Preisgeld von 25 000 Euro, das er beim NRW-Staatspreis erhielt, einem wirklich guten Zweck vermachen möchte.

„Die Eltern sind nicht zahlungskräftig“

Einen Förderverein hat die Hauptschule Bochold nicht. „Die Eltern sind nicht zahlungskräftig“, sagt die Schulleiterin. Etwa 60 Prozent der Schüler, schätzt Anne Beyer, kommen aus Hartz-IV-Familien. Über das Geld, das der Vorsitzende der Krupp-Stiftung der Schule zukommen lässt, freut sich jetzt natürlich das ganze Haus. Über die Verwendung „wollen wir uns in Ruhe im kommenden Jahr Gedanken machen“, kündigt die Schulleiterin an. Ein paar Ideen gibt es aber schon: Der Schulhof könnte attraktiver werden. „Wir haben nur eine Tischtennisplatte. Auf Tischtennis sind unsere Schüler aber ganz wild.“ Entsprechend werde man wohl dort ein wenig investieren – in neue Tischtennisplatten. Außerdem träumt die Schulleitung von einem Schülercafé im Gebäude Adelkampstraße, dort sind die älteren Jahrgänge.

Tischtennisplatten. Schülercafé. An der Hauptschule Bochold geht es um Dinge, die in anderen Stadtteilen selbstverständlich sind. Und die überall selbstverständlich sein sollten.

"Aus drei Hauptschulen eine gemacht"

Aber an der Hauptschule Bochold ist nur wenig selbstverständlich. Die Schülerzahl hat sich auf einen Schlag verdoppelt, denn zum Ende des letzten Schuljahres schlossen die Hauptschulen Adelkamp­straße und Bärendelle (beide Frohnhausen); die Schüler der Jahrgänge sieben bis zehn sind jetzt an der Adelkampstraße untergebracht. Das Gebäude ist seit diesem Schuljahr eine „Dependance“ der Hauptschule Bochold. „So hat man“, erklärt Anne Beyer, „aus drei Hauptschulen eine gemacht.“ Und es geht noch weiter: Im kommenden Schuljahr kommen die verbliebenen Schüler der Hauptschule Lohstraße (Bedingrade) hinzu, denn auch die macht dicht. Dann sind es vier Hauptschulen, die zu einer zusammengeschmolzen sind. Und Frau Beyer schickt behutsam voraus, „ich will ja nicht meckern“, aber dann sagt sie doch, dass sich die Schule bei den ganzen Fusionen „doch so ein bisschen allein gelassen“ vorgekommen ist.

So eine Schul-Fusion, die macht man nämlich nicht nebenbei: Fachräume stellen sich plötzlich als zu klein oder als ungeeignet heraus; Maschinen aus dem Technik-Unterricht können nicht wie geplant aufgestellt und benutzt werden, „wochenlang ging das so“, und dann war da noch die Geschichte mit den Chemikalien. Im leeren Gebäude Bärendelle fand man Gläser mit Chemikalien, niemand wusste, was drin ist und wohin damit. „Ich sollte dann hinfahren, die Gläser beschriften und mich um die fachgerechte Entsorgung kümmern“, berichtet Anne Beyer. Dabei ist sie gar keine Chemielehrerin. Es hat „Wochen gedauert“, bis man das vernünftig geregelt hatte – und das alles, wie immer, nebenbei. Immerhin: Jetzt gibt es 25 000 Euro. Manchmal ist die Welt vielleicht doch ein bisschen gerecht.