Essen. . Überraschende Wende im Streit um den Essener Industriedienstleister Ferrostaal: MAN kauft für 350 Millionen Euro alle Anteile an Ferrostaal vom arabischen Staatsfonds IPIC zurück. Im nächsten Schritt wird der Anlagenbauer an den Hamburger Investor MPC veräußert.

Der Streit der Eigentümer um den mit einer Korruptionsaffäre kämpfenden Industriedienstleister Ferrostaal nimmt eine überraschende Wende. Der Lastwagen- und Maschinenbauer MAN kauft vom arabischen Staatsfonds IPIC die gesamten Anteile an Ferrostaal zurück, wie MAN am Montag mitteilte. Unmittelbar danach werde die Hamburger Beteiligungsfirma MPC den Essener Industriedienstleister komplett übernehmen. Für den Rückkauf der Ferrostaal-Anteile zahle MAN an IPIC 350 Millionen Euro. Mit der nun erreichten Einigung seien sämtliche Ansprüche zwischen MAN und IPIC abgegolten, erklärte der Münchener Konzern.

Der Weg für einen Neuanfang von Ferrostaal ist damit frei. MPC übernimmt Ferrostaal von MAN für bis zu 160 Millionen Euro. Laut „Handelsblatt“ erfolgt der Kauf über das Vehikel MPC Industries, an dem ein strategischer Investor aus der Golfregion eine Minderheitsbeteiligung halte. Die Transaktion muss noch von den zuständigen Kartellbehörden genehmigt werden.

IPIC und MAN lagen seit einer 2009 aufgeflogenen Korruptionsaffäre bei Ferrostaal im Dauerclinch. Der Lkw-Bauer hatte vor fast drei Jahren 70 Prozent seiner einstigen Tochter Ferrostaal an den arabischen Staatsfonds verkauft. Kurz danach kam die Korruptionsaffäre bei dem Industriedienstleister auf. Seither weigerte sich IPIC, wie geplant die restlichen 30 Prozent auch noch zu übernehmen. Zuletzt hatten sich MAN und IPIC über die Details von Einigungsversuchen gestritten.

„Wir freuen uns sehr, dass wir die Gespräche mit IPIC in versöhnlicher Weise beenden konnten mit einem Ergebnis, dass für alle Beteiligten akzeptabel ist. Wir haben den Weg für einen erfolgreichen Neustart der Ferrostaal bereitet“, sagte MAN-Finanzvorstand Frank Lutz. Ferrostaal-Betriebsratschef Jürgen Hahn hatte schon seit geraumer Zeit gewarnt, dass durch die ungelöste Eigentümerfrage das operative Geschäft erheblich gestört werde. „Ferrostaal hat einige Baustellen, aber der Wert ist unverändert da. Ich bin mir sicher, dass wir das Verlorene aufholen werden können“, sagte MPC-Chef Axel Schroeder dem „Handelsblatt“.

Mit der Einigung zwischen MAN und IPIC steht nun auch der von Volkswagen forcierten Lkw-Allianz aus MAN und Scania nichts mehr im Wege. Der Streit galt lange als große Hürde für den anvisierten Zusammenschluss von MAN und Scania unter dem Dach des gemeinsamen Großaktionärs aus Wolfsburg. Im Frankfurter Frühhandel notierten MAN am Montag 6,6 Prozent im Plus, die VW-Papiere lagen 2,7 Prozent höher. (rtr)