Essen. .

Der Aufsichtsrat der Ferrostaal AG hat am Montag den Vorstandsvorsitzenden Dr. Matthias Mitscherlich mit sofortiger Wirkung von seinem Amt abberufen. Hintergrund sind Vorwürfe, das Unternehmen habe im großen Rahmen Schmiergelder für Aufträge gezahlt.

Der wegen einer Korruptionsaffäre in die Kritik geratene Vorstandschef der Ferrostaal AG, Matthias Mitscherlich, ist von seinem Posten abberufen worden. Dies entschied der Aufsichtsrat der Ferrostaal AG am Montag, wie das Unternehmen mitteilte. Der Aufsichtsrat sah den Angaben zufolge diesen Schritt als notwendig an, um den Weg für einen „Neuanfang des Unternehmens zu ebnen“. Die Position des Vorstandsvorsitzenden werde „sehr zeitnah neu besetzt werden“. Laut Medienangaben gibt es drei Kandidaten, die als Nachfolger in Frage kommen. Der Aufsichtsrat hat neben der Entlassung Mitscherlichs den Umbau des gesamten Vorstandes beschlossen: Neu geschaffen wird das Vorstandsressort „Compliance & Administration“. Zuständig dafür wirs Andreas Pohlmann, der dieses Amt am 10.Mai 2010 übernehmen wird. Zuvor war er in ähnlicher Position bei der Siemens AG und hatte dort die Nachbeben einer konzernweiten Schmiergeldaffäre aufgearbeitet.

Peter Sassenfeld ist der neue Finanzvorstand der Ferrostaal AG. Er war zuvor in gleicher Position bei der Krauss Maffei AG in München tätig.

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen insgesamt rund ein Dutzend Beschuldigte des Ferrostaal-Konzerns, darunter auch Mitscherlich. Das Essener Unternehmen, das oftmals für andere deutsche Konzerne Großaufträge anbahnt und abwickelt, soll über Jahre hinweg 180 Millionen Euro für Berater ausgegeben haben. Kronzeuge ist ein langjähriger Ferrostaal-Angestellter aus Schwaben, der in Augsburg angeklagt ist. Er hat zugegeben, von einem kleineren Zulieferer Schmiergeld kassiert zu haben. Nach seinen Aussagen hat Ferrostaal systematisch bestochen, so in Portugal, Griechenland, Ägypten, Kolumbien, Argentinien und Indonesien.

Die Staatsanwaltschaft war bei einer Durchsuchung in der Konzernzentrale unter anderem auf einen von Mitscherlich unterschriebenen Überweisungsauftrag in Höhe von elf Millionen Euro gestoßen. Nach dem Verdacht der Ermittler ist diese Summe eine weitere Schmiergeldzahlung gewesen.