Deutschlands jüngster Bischof leitet vom 20. Dezember an die Katholiken an Rhein, Ruhr und Lenne. Erwartungsgemäß wurde am Mittwoch der 45-jährige Franz-Josef Overbeck, zurzeit Weihbischof von Münster, von Papst Benedikt XVI. zum neuen Oberhirten der Essener Diözese ernannt.

Overbeck, promovierter Theologe aus Marl, sprach von einer „großen Herausforderung” und kündigte an, den von seinem Vorgänger Felix Genn eingeschlagenen Weg weitergehen zu wollen: „Ich danke ihm für die Spuren des Glaubens, die er als Bischof gelegt hat und in denen ich nun weitergehen kann.” Genn, der die größte Strukturreform in der Geschichte des 1958 gegründeten Ruhrbistums verantwortete, habe sich um die Zukunftsfähigkeit der Kirche, die Lebendigkeit des Glaubens und die Nähe zu den Menschen verdient gemacht.

Overbeck gilt als Kulturfreund und Intellektueller, der für realistische Analysen und klare Worte bekannt ist, dem gleichzeitig Einfachheit und Bescheidenheit nachgesagt werden. Bezeichnend ist eine Besonderheit an der Unterseite seines Bischofsringes: „Franz-Josef, Bischof für das Volk”, ist dort in lateinischen Abkürzungen eingraviert. Overbeck sieht eine zentrale Aufgabe darin, den Menschen in der Essener Diözese zu zeigen, „wo es zu Gott geht”.

Der hochgewachsene Overbeck („mit Mitra 2,12 Meter”) studierte an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und wurde 1989 vom damaligen Kurienkardinal Joseph Ratzinger zum Priester geweiht. Als Papst Benedikt XVI. ernannte er ihn 2007 zum Münsteraner Weihbischof und nun zum vierten Ruhrbischof nach Franz Hengsbach, Hubert Luthe und Felix Genn.

In der post-modernen Säkularität und zuweilen Profanität unserer Welt einen missionarischen Weg zu gehen, das empfindet Overbeck als große Aufgabe. Er wird künftig vom Bischofssitz im fast 1100 Jahre alten Münster am Essener Hellweg für rund 912 000 Gläubige zuständig sein.

„Er ist fromm und er denkt”, beschrieb Essens Weihbischof Franz Vorrath den neuen Oberhirten nach der offiziellen Bekanntgabe. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers lobte den künftigen Ruhrbischof als „jung und tatkräftig”. Vor allem kenne er die Menschen an Rhein und Ruhr. In der Tat ließ Overbeck den Kontakt zum elterlichen Hof in Marl-Drewer nie abreißen. Und das wird nicht allein am hervorragenden Ruf des „Overbeck'schen Korn” aus der hofeigenen Brennerei gelegen haben.