Essen. . Die IHK hat ein Ausbildungs-Plus von 7,1 Prozent gemeldet. Dabei sind die Zahlen wenig repräsentativ. Immer mehr Handwerksbetriebe melden ihre offenen Stellen nicht mehr, sondern schreiben selbst im Internet aus. Dadurch wird die Vermittlung „nicht ausbildungsfähiger“ Jugendlicher schwieriger.

Wenn die Pressekonferenz des Essener Ausbildungskonsens’ eins zu Tage bringt, dann, dass es immer schwieriger wird, verlässliche Zahlen über den Ausbildungsmarkt zusammen zu tragen.

So meldet die Industrie- und Handelskammer lediglich Vollzug, nimmt in ihre Statistik nur eingetragene Ausbildungsverträge auf. Zum Stand 30. September waren dies 2911 und damit 7,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch bleibt unklar, wie viele Stellen unbesetzt sind. Eine Pflicht für Betriebe, diese zu melden, gebe es nicht, sagt Hans Michaelsen, zuständig für Aus- und Weiterbildung bei der IHK.

Ein gleiches gilt für die Mitgliedsbetriebe der Kreishandwerkerschaft. Auch diese Statistik weist nur „Vollzug“ aus – 3 Prozent weniger Lehrverhältnisse als im Vorjahr wurden 2011 geschlossen, berichtet Kreishandwerkerschafts-Chef Ulrich Meier. Zum 1. August/September starteten 741 Auszubildende bei Handwerksbetrieben ins Berufsleben.

Längst nicht alle Firmen melden offene Jobs

Bleibt beliebt - die Ausbildung zum Verkäufer.
Bleibt beliebt - die Ausbildung zum Verkäufer. © WAZ FotoPool

Bleiben die Zahlen der Agentur für Arbeit – und eben die sind unzuverlässig, was im Internet-Zeitalter systemimmanent ist. Längst nicht mehr alle Firmen melden der Agentur offene Jobs, sondern bieten sie im Internet an, worauf die Jugendlichen sich einstellen und den Umweg über die Agentur lassen.

Die Krux: Wer sich nicht meldet, taucht in der Statistik der Agentur nicht auf – oder erst dann, wenn er Leistungen beantragt. So legt Agentur-Chef Torsten Withake Zahlen vor, die bedingt repräsentativ sind: 117 Bewerber sind demnach unversorgt. 184 Lehrstellen sind noch nicht vergeben. Weitere Agentur-Zahlen: Die Zahl der gemeldeten Bewerber sank um 16,4 Prozent, das Plus angebotener Stellen liegt bei 1,1 Prozent.

Wie viele Jugendliche allerdings den passenden Job ohne Agenturzutun fanden, zeigt folgende Zahl: Withakes Behörde weiß von 1708 in diesem Jahr abgeschlossenen Ausbildungsverhältnissen – schaut man auf die Zahlen beider Kammern, sind es tatsächlich jedoch ganze 3652 Lehrverträge, und damit fast doppelt so viele, wie der Agentur bekannt wurden, was Withakes Zahlenwerk einmal mehr relativiert.

„Nach dem Doppeljahrgang werden die Bewerberzahlen weiter sinken“

Doch mit einem Ausbildungsmarkt, der sich zunehmend selbst regelt, wird es schwieriger, Steuerungsinstrumente zu entwickeln, um etwa die zu erreichen, die als „nicht ausbildungsfähig“ gelten oder schlicht falsche Vorstellungen haben, mit dem schlechten Schulabschluss eine Ausbildung anstreben, die ihnen gar nicht offen steht. Erst wenn diese sich beim Jobcenter arbeitslos melden, werden sie im System „sichtbar“, greifen Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen.

Ein weiteres Problem kommt mit dem Doppeljahrgang (2013) auf den Essener Ausbildungskonsens zu. Rund 580 mehr ausbildungswillige Abiturienten werden in dem Jahr auf den Markt drängen. Appellieren will die IHK bereits im kommenden Frühjahr an ihre Mitgliedsbetriebe, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen, „denn nach dem Doppeljahrgang werden die Bewerberzahlen weiter sinken“, betont Michaelsen, „damit droht der Fachkräftemangel.“ Immerhin die Statistik der Geburten wird zentral geführt und lässt damit verlässliche Prognosen zu.