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Die Zahlen sprechen, drei Jahre nach Projektstart, für die Fortführung von „Perspektive Wiedereinstieg“ – doch es gibt keine Fördermittel mehr. Rund 70 Prozent der Frauen, die in bundesweit 17 Modelleinrichtungen geschult wurden, fanden im Schnitt sieben Monate nach dem Seminar eine neue Anstellung. Als „inhaltlich sehr gut auf die Bedürfnisse der Frauen abgestimmt“ bezeichnet auch Lydia Klettke, Chefin der der Essener „Fachstelle Frauen und Beruf – Die Spinnen“, das Projekt.

Die Spinnen hatten Frauen nach mindestens dreijähriger beruflicher Pause, bedingt durch Familienphase oder die Pflege eines Angehörigen, beim Wiedereinstieg unterstützt. Wobei „Wieder“ irreführend ist. Denn wer drei, fünf, sieben Jahre aus dem Job ist, Kinder groß zieht, eine Familie managt oder Angehörige pflegt, der entwickelt sich, verändert seine Interessen, ändert die Ansprüche an Beruf und Arbeitsleben und strebt nach der Familienphase nicht „wieder“ in den alten Trott zurück. Ein Umstand, dem das Projekt Rechnung trug. „Was die Frauen, die zu uns kommen, in erster Linie brauchen, ist Zeit“, sagt Lydia Klettke. Zeit, um neue Perspektiven zu finden, sich der eigenen Stärken und Fähigkeiten bewusst zu werden – und neues Selbstvertrauen zu fassen. Denn wer raus ist aus dem Beruf, dem mangelt es häufig auch an Bestätigung, am Respekt der Mitmenschen.

„Ich habe Kraft, ich werde das schon schaffen"

So auch Iris Wolf, die in dem Seminar wieder lernte, Selbstvertrauen zu haben und zu sehen, was sie als Hausfrau alles leistet. Die Quintessenz: „Ich kann doch was“, sagt die Mutter zweier Kinder (elf und 14 Jahre). Nur was soll sie damit nun, da die Kinder selbstständiger werden, anfangen?

„Früher habe ich am Empfang gesessen und Beratungsgespräche geführt. Doch der Job hat sich verändert“, sagt die ehemalige Versicherungsangestellte. Statt eines festen Gehalts wäre sie als Wiedereinsteigerin auf Provisionen angewiesen. „Und die bekomme ich nur, wenn ich ein Produkt verkaufe, selbst wenn ich gar nicht dahinter stehe.“ Bei den Spinnen hat sie für sich erkannt: Ihre Stärken liegen im Kundenkontakt, in der Beratung, gern soll es wieder ein Bürojob sein. „Allerdings habe ich noch keine Stelle gefunden.“ Dafür aber die Erkenntnis: „Ich habe Kraft, ich werde das schon schaffen.“

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Mit Michaela Schiffer ist eine weitere Teilnehmerin von „Perspektive Wiedereinstieg“ zum Herbstfest der Spinnen gekommen. Auch sie hat die Beratungen zum Arbeitsmarkt besucht, hat das Gespräch gesucht, um sich klar zu werden über den Weg, den sie gehen will. „Den Teilnehmerinnen muss klar sein, dass sie ein Ziel ins Auge fassen und beharrlich ihren Weg gehen müssen. Dann kommen sie auch ans Ziel“, sagt die Spinnen-Chefin.

"Hätte den Schritt in die Selbstständigkeit nie gewagt"

Ein gutes Stück des Weges hat Michaela Schiffer bereits hinter sich. „Ich mache schon seit Jahren Kinderhüte“, sagt sie. Die seien im Bekanntenkreis gut angekommen. Wieso also nicht Geld mit der eigenen Kreativität verdienen, fragte sich Michaela Schiffer und mietete ein Atelier im Unperfekthaus. Ein Online-Portal, das die Hüte verkauft, gibt es bereits, eine exklusive Damenboutique beliefert Schiffer zudem mittlerweile mit Kommissionsware. „Hätte es das Beratungsangebot hier nicht gegeben, ich hätte den Schritt in die Selbstständigkeit nie gewagt“, sagt die zweifache Mutter.

Zwei Erfolgsgeschichten – die Klettke in ihrem Ringen um Fördermittel keinen Erfolg bringen werden. „Das Bundesprojekt läuft im Dezember aus.“ Ein neues Projekt soll folgen – das sich am Erfolg von „Perspektive Wiedereinstig“ messen lassen muss.