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Der Steuerzahlerbund kritisiert die VHS für Angebote wie Hochsteck-Frisuren oder Selbst-Hypnose, weil der Bildungsauftrag fehle und Geld verschwendet werde. Die VHS-Leiterin Friederike Brunnbauer ist gelassen, man wolle „ein breites Angebot“.
Glasperlen produzieren, Haare hochstecken oder Hormon-Yoga: Das können Teilnehmer bei der Volkshochschule am Burgplatz lernen. Genau das kritisiert der Bund der Steuerzahler NRW: viel zu viele überflüssige Kurse, mit denen Steuergeld verschwendet werde. Sport- und Schminkkurse oder Farbberatung hätten nichts mit dem Bildungsauftrag einer VHS zu tun.
Der steht im Weiterbildungsgesetz NRW, das Inhalte wie „die Entfaltung der Persönlichkeit fördern, die Fähigkeit zur Mitgestaltung des demokratischen Gemeinwesens stärken und die Anforderungen der Arbeitswelt bewältigen helfen“ vorgibt. Die Bereiche: allgemeine, politische und kulturelle Weiterbildung, Erwerb von Schulabschlüssen, Eltern- und Familienbildung. Der Steuerzahlerbund hat bei seiner Umfrage in NRW herausgefunden, dass das VHS-Angebot insgesamt nicht zu teuer sei, dass aber einige Angebote dringend aussortiert werden müssten.
„Alle Angebote sind im Rahmen des Weiterbildungsgesetzes“
VHS-Leiterin Friederike Brunnbauer ist gelassen: „Wir können uns zurücklehnen, denn die Kritik trifft auf Essen nicht zu.“ Das Programm sei nie Freizeitangebot. Das Ziel vom Nähkurs für Einsteiger, dem typgerechten Make-up oder Binde- und Hochstecktechniken für (mittel-)lange Haare sei das Erlernen von Grundtechniken. Das gehöre zur Grundversorgung, die das Gesetz auch vorgebe. Ihnen sei ein niederschwelliges Angebot wichtig, damit die Leute den Weg in ihr Haus finden. Teilnehmer von Nähkursen entdecken dann oft weitere Kurse für sich. „Alle Angebote sind im Rahmen des Weiterbildungsgesetzes“, betont die Leiterin. Den Begriff der Bildung müsse man dabei weit fassen.
Also zählt der Kurs Kräuter und Gewürze zur Weihnachtszeit dazu? Die Selbst-Hypnose? Das Bridge-Spiel oder das Präparieren von Fossilien? Wunderbare Beispiele, findet die VHS-Leiterin: „Wir wollen ein breites Angebot.“ Bildung für alle, ob im Gesundheitsbereich (Kräuter) oder als Schnittstelle zwischen Schule und Uni (Fossilien). Und bei den Fädeltechniken für Perlenschmuck? Wieder eine Grundtechnik, bei der sie versichert: „Kein Steuerzahler zahlt für Perlenkurse drauf.“ Es mag Kurse geben, die auf den ersten Blick nicht legitimiert scheinen, die seien aber kostendeckend oder gar so teuer (eintägiger Perlenkurs, 34 Euro), dass sie zum Beispiel Sprachkurse alimentieren.
Von Hormon- bis Business-Yoga
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Schön, wenn das in Essen so funktioniert“, sagt Beate Berrischen vom Steuerzahlerbund skeptisch. Eine VHS sei aber nicht dazu da, wahllos Kurse anzubieten, um Kosten zu decken. Auch Sportangebote hätten an der VHS nichts zu suchen. Yoga zum Beispiel.
In Essen ist die Palette groß: von Hormon-Yoga bis Business-Yoga. Vielleicht fallen Kurse in Sportvereinen aus, weil dort Teilnehmer fehlen? Als Konkurrenz sieht sich die VHS nicht, denn die Absprache mit dem Sportbund laute: keine Sportkurse an der VHS. Die Yoga-Kurse seien ein spezifisches Angebot aus dem Gesundheitsbereich. Es gehe um Atemtechniken: „Die Nachfrage zeigt uns den Bedarf.“
Den müsse die VHS bei ihrer Auswahl immer erkennen. Bei Kochkursen wäre er jetzt gegeben, denn schlechte Ernährung von Kindern ist regelmäßig Thema. Doch an der VHS fielen Kochkurse schon vor Jahren dem Sparzwang zum Opfer, sagt die Leiterin. Nun gebe es keine Lehrküche mehr. Was es für jeden Kurs gibt: „Jährlich eine Zertifizierung nach DIN-Norm“, sagt die Leiterin. Auch alle 43 Mitarbeiter vom Hausmeister bis zum Fachbereichsleiter würden zertifiziert. Dazu kommen 650 freie Dozenten. „Wir sind ein hochprofessioneller Betrieb.“ Das Strick-Kurs-Image sei veraltet. Obwohl: „Solche Angebote können im Ländlichen ihre Berechtigung haben.“ Was Friederike Brunnbauer für Essen ausschließt: „Esoterik und Ikebana.“