Essen. . Vor 30 Jahren fusionierten Großmarkt und Schlachthof in Essen zum Frischezentrum. Zum 30-jährigen Bestehen sieht sich die bundesweit einzigartige Allianz gut aufgestellt - und setzt auf Nachwuchs. Schon heute besuchen jährlich 200 Azubis das Gelände.

Fleisch und Gemüse – das geht nicht nur auf dem Teller, sondern seit nunmehr 30 Jahren auch als Zusammenschluss von Großmarkt und Schlachthof unter dem Dach des „Frischezentrums Essen“ (FZE) wunderbar zusammen. Dabei florierten der einstige Großmarkt am Berliner Platz und der Schlachthof, der seit mehr als 100 Jahren an der Lützowstraße ansässig ist, lange Zeit unabhängig voneinander. Sie hätten das bundesweit einzigartige Geschäftsmodell eines Frischezentrums vielleicht nie gewagt, wäre nicht ein neuer Standort für die Obst- und Gemüse-Großhändler vom Berliner Platz gesucht worden.

„Damals hat sich die Fleischer-Gilde sehr darum bemüht, den Großmarkt hier anzusiedeln“, sagt Rolf Strobel, der heute die Geschäfte des Frischezentrums leitet, das Dachgesellschaft ist für den Bildungsbetrieb am Standort, für Fleischer-Gilde und -Innung und den Großmarkt.

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Von DerWesten

Zum 30-jährigen Bestehen der Allianz sieht Strobel sich für die Zukunft gut gerüstet – gleichwohl die Marktbereinigung in den vergangenen zehn Jahren gravierend war. „Den klassischen Einzelhandel für Obst und Gemüse gibt es kaum noch.“ Ein Großteil des Lebensmittelhandels sei heute konzerngesteuert. Was den Gemüsehandel ebenso betrifft wie die Metzgereibetriebe, denn auch die werden weniger. Neue Märkte erschloss sich darum das Frischezentrum, setzt heute nicht mehr allein auf die Belieferung von Einzelhändlern, die früh morgens kommen, um auf ihren Bedarf auf dem Großmarkt zu decken. Vielmehr erweitere man den Radius, werbe gezielt mit einem Außendienst um neue Kunden, die man bis Köln und Dortmund beliefere. So geht der Trend weg von der Einkaufsgenossenschaft für das Fleischerhandwerk, hin zur Belieferung von Großkunden wie Seniorenheimen und gastronomischen Betrieben.

Hinzu kommt ein breit gefächerter Waren- und Anbieter-Mix auf dem rund 100 000 Quadratmeter umfassenden Gelände des Frischezentrums. Neben dem Fleischer-Einkauf, der Metzger und Gastronomen vom Fleisch über die Großkücheneinrichtung beliefert, sind auf dem Gelände zunehmend Dienstleister zu finden. Etwa die neu angesiedelte Firma „Kiddy-Food“, die Schulen und Kindergärten mit Catering-Essen beliefert, Kälte- und Klimafirmen gehören zum Mieter-Branchenmix wie eine türkische Firma, die frische Dönerspieße herstellt und sie tiefgekühlt bis nach Spanien liefert.

Qualität statt Masse

Wahllos wolle man die 50 Ladenlokale auf dem Frischezentrums-Gelände jedoch nicht vermieten, „wir wollen keine unnötige Konkurrenzsituation schaffen, sondern Branchen, die sich ergänzen.“ Davon profitiere das Frischezentrum, aber auch die Kunden könnten ihren Bedarf auf dem Areal passgenau decken. Kundenorientiert wird heutzutage auch geschlachtet, nur mehr rund 400 Schweine und 30 Kühe aus der Region werden wöchentlich angeliefert. „Die Metzger wollen eine gute Qualität von Höfen, die sie kennen“, erklärt Strobel. Weniger Masse, mehr Qualität laute die Devise. Allerdings beschränke sich dies meist auf konventionelle Anbau- und Viehhaltungsmethoden. „Wir führen zwar auch ein Bio-Sortiment, doch das macht nur einen Bruchteil des Umsatzes aus.“ Und eben dieser ist beträchtlich. Bei rund 130 Millionen Euro jährlich liegt der Warenumschlag, der allein mit dem Geschäft mit rund 4000 gelisteten Kunden erzielt wird.

Im 30. Jahr des Zusammenschlusses also sieht Rolf Strobel das Frischezentrum am Markt gut positioniert – und setzt auf dem Nachwuchs. 200 Auszubildende besuchen das Bildungszentrum des Fleischerhandwerks auf dem Gelände, 100 Meisterschüler sind registriert und mehr als 450 Lehrgangsteilnehmer jährlich. Noch ein Segment, in dem das Frischezentrum den Radius erweitert – die Schüler kommen aus mehr als fünf Städten.