Essen.

Peter Marx ist eigentlich Chef einer Werbeagentur. Jetzt ist er auch Inhaber des Hummelshain Verlags. Das erste Buch im Verlag des Kettwigers ist jetzt erschienen: „Des schönen Ruhrtals Krümmung“.

Sein Hauptberuf: Werbeagentur-Chef. Sein Hobby: Verlagswesen. Und damit hat sich Peter Marx einen Wunsch erfüllt: „Wer träumt als Germanist nicht vom eigenen Verlag“, fragt der 46-Jährige lachend. Eine Liebhaberei nennt er ihn. Denn Geld verdienen werde er mit seiner neuen Idee wohl nicht so schnell. Immerhin ist er jetzt Inhaber des Hummelshain Verlags, den er mit seiner Frau Julia Husmann gegründet hat.

Sie ist Konzertsängerin, er hat mit seiner Werbeagentur gerade die neue Broschüre von Thyssen-Krupp für die Expo gestaltet. Mit dem Jugendamt hat Marx an dem Buch „Essen für Dich“ für Grundschüler gearbeitet. Es geht um Stadtgeschichte für Kinder. Mit Historie will er nun auch die Erwachsenen erreichen.

Das erste Buch im Verlag des Kettwigers ist jetzt erschienen: „Des schönen Ruhrtals Krümmung“. Erste Auflage: 500 Stück. „Wir wollen Geschichte am Beispiel von Personen erzählen“, sagt Marx. Im ersten Werk begleitet der Leser Friedrich Adolph Krummacher in seiner Zeit in Kettwig (1807-1812). Der evangelische Geistliche war Schriftsteller in der Goethezeit. Und der Dichterfürst habe ihn sehr gelobt, berichtet Marx. Mit leuchtenden Augen erzählt er von seiner Arbeit an dem Buch, von seiner Literatursuche in Archiven und Antiquariaten. Das Ergebnis: 232 Seiten mit einem Spaziergang auf den Spuren Krummachers, mit Briefen des Schriftstellers, die beschreiben wie er seine Zeit erlebt hat. Es gibt „wundervolle Zitate“ und Texte, die unter anderem von Schubert vertont worden sind. „Erstaunlich, was man aus einer Figur saugen kann“, sagt Marx. Krummacher schreibe liebevoll und lebendig. Ein Schriftsteller von einem Rang, auf den alle Essener stolz sein könnten. Seine Werke seien damals Beststeller gewesen – und völlig vergessen worden. Peter Marx könnte sich vorstellen, sie neu aufzulegen.

Mit dem Konzept des ersten Buches will er weitermachen: Eine Person auswählen, um bürgerliche Lebenkultur als Teil heutiger Lebensart zu beschreiben. Gespräche für das nächste Projekt laufen: Johann Everhard Dingerkus, Kanzleidirektor der Abtei in Werden. Im Hinterkopf hat der Verlagschef die Innenstadt oder einen Zeitgenossen der Zollverein-Ära. Welchen Ort er sich auch herauspicken wird, er ist überzeugt, dass die Rückblicke über Stadtteilgrenzen hinaus interessieren: „Ob jemand aus Frohnhausen oder Katernberg kommt“. Vorausgesetzt: historisches Interesse.

Später sollen die Themen über Essen hinaus reichen. Zurzeit beschäftigt sich Peter Marx vor allem in seiner Freizeit mit seinem Verlag. Eingebunden sind aber auch Grafiker der Werbeagentur („um schwarz-weiße Bleiwüsten zu vermeiden“), freie Autoren und finanzielle Hilfe aus Fördertöpfen. In den Anfängen sollen jährlich zwei bis drei Bücher im Hummelsheim Verlag erscheinen. Dass der irgendwann als alleinige wirtschaftliche Grundlage dienen könnte, das glaubt sein Gründer noch nicht. Hofft aber doch, dass sich seine Liebhaberei „zur richtigen Verlagstätigkeit entwickelt“.