Essen. . Große, neue Leuchtturmprojekte können Essens Wirtschaftsförderer zur Immobilien-Messe Expo-Real in diesem Jahr nicht verkünden. Aber: Die Summe der Projekte, die bereits im Entstehen sind, kann sich auch sehen lassen.
Der erste Spatenstich für den zweiten Bauabschnitt des Europacenters (Friedrich-, Ecke Kruppstraße) ist getan. Die RAG arbeitet weiter auf Zollverein an Neubau- und Sanierungsmaßnahmen. Projekte, die für die Stadt neue Arbeitsplätze bedeuteten. Projekte aber auch, die nur schwer die Strahlkraft der Erfolgsmeldungen entfalten werden, die in den Vorjahren in München verkündet werden konnten (Beispiele: Thyssen-Krupp baut neu, Deutsche Bank zieht in die Bundesbahndirektion).
Doch stellt sich die Frage, ob Essens Wirtschaft nicht ohnedies auf einem gutem Wege ist. Die Flächennachfrage boomt. Unattraktive Altimmobilien, die teuer aufzuarbeiten sind, machen nicht mehr als fünf Prozent des Bestands aus.
Das riesige M1-Gelände ist nahezu komplett entwickelt und an die Investoren gebracht – auf einer der letzten freien Flächen baut derzeit der Minitatur-Pumpen-Hersteller Schwarzer Precision. Größere Flächen, die für die Ansiedlung von Industrie geeignet sind, sind vom Markt. So wanderte die Dela, die durch die Lagerhaltung schwach strahlender Stoffe in die Kritik geraten war, mit einem Teil ihrer Produktion im Frühjahr ab. Bürostandorte und Hotels werden derzeit an einigen Standorten - etwa auf dem Weststadt II-Areal und am ehemaligen Siemens-Sitz an der Frohnhauser Straße - ge- und umgebaut. Immer häufiger stecken Ketten und Investoren ihr Geld auch in Alt-Immobilien. Das ehemalige Osram-Haus wird zum Hotel umgebaut, auch das denkmalgeschützte Heroldhaus (Kennedyplatz). Im Januar zieht die Kette „Motel One“ ein.
Weitere erfolgversprechende Projekte gibt es mit dem Universitätsviertel auf dem ehemaligen Güterbahnhofsareal, das Wohnwert und Arbeit verbinden und darüber hinaus Bindeglied sein soll zwischen Stadtmitte und Hochschule. 13,3 Hektar misst die Fläche, neben Grünarealen und Wasserflächen sind 7,7 Hektar zur Bebauung freigegeben. Das Potenzial erkannten Allbau und Hochtief, sicherten sich Flächen für die Bebauung.
Rund 110 000 Pendler kommen täglich zum Arbeiten nach Essen. „Besser wäre es, wenn sie hier wohnten“, sagt Wirtschaftsförderungs-Chef Dietmar Düdden. Angemessener Wohnraum entsteht derzeit rund um den neuen Niederfeldsee in Altendorf sowie am Grugacarree. Auch hier standen die Investoren Schlange. Lauter Erfolgsgeschichten, an denen die Wirtschaftsförderer mitwirkten, aber eben auch Projekte, deren Realisierung fünf, zehn und mehr Jahre in Anspruch nimmt. So punktet das Team um Düdden in diesem Jahr vielleicht mehr mit einer Zusammenfassung des Wachsenden als mit spektakulären „Leuchttürmen“.