Essen. .
Mit einem demonstrativen Aufmarsch von Sicherheitskräften und erstmals einer „Allgemeinverfügung“ im Rücken will Veranstalter Essen Marketing beim Stadtfest „Essen.Original“ das Glasverbot durchsetzen. Das klappte zum Auftakt, sagen wir mal, unterschiedlich.
„Stop! Gefahr!“ Die Verbotsschilder mit der durchgestrichenen Flasche sind überall in der Innenstadt zu sehen. Auch wenn sie von den jungen Mitgliedern der Schwermetall-Fraktion nicht wahr genommen werden, als sie den Hauptbahnhof verlassen und sich auf den Weg zur Turock-Bühne am Viehofer Platz machen. Weit kommen sie nicht: Am Willy-Brandt-Platz stoppt sie ein Sicherheitsmann mit grellgelber Weste: „Mit den Pullen kommt ihr nicht hier rein.“ Er weist auf die hellgrauen Tonnen, die auf dem Platz verteilt stehen. „Mach leer die Kanne, tu rein in die Tonne und gut ist.“
Verbot wird kontrolliert
So soll es sein, sagt EMG-Prokurist Dieter Groppe. Das Verbot soll von Anfang des Festes an kontrolliert und durchgesetzt werden. „Erst mal sprechen mit den Leuten“ sollen die insgesamt 120 beim Stadtfest eingesetzten Sicherheitskräfte und die Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Schließlich sagt EMG-Geschäftsführer Karl-Heinz König über das Stadtfest-Publikum: „95 Prozent sind ganz vernünftige Leute“, die sich willig an die Verbote hielten.
Für die restlichen fünf Prozent der runden Viertelmillion erwarteter Besucher (macht über drei Tage rechnerisch immerhin 10 000 Menschen) hat die EMG in ihrem Container hinter der Hauptbühne auf dem Kennedyplatz Vordrucke gebunkert. Denn die Mitarbeiter des Ordnungsamtes können , gegen extrem widerspenstige Besucher Zwangsgelder zu verhängen. Je nach Größe der Flasche, von der sie nicht lassen wollen, von 40 bis 100 Euro. Groppe: „Wir müssen nur noch Name, Anschrift und Tatort in der Verfügung ausfüllen.
Notgemeinschaften
Das rigide Verbot hat am nördlichen Bahnhofsvorplatz vor der Kontroll-Zone am Willy-Brandt-Platz am Abend zur Bildung von Notgemeinschaften geführt, die sich gegenseitig beim vorzeitigen Verzehr der mitgebrachten Alkoholika unterstützten. Wer seine Vorräte nicht wegschenken wollte, bot sie zum günstigen Verkauf an, mit mäßigem Erfolg. Besser informierte Jugendliche trugen (erlaubte) Plastikflaschen, die erkennbar mit alkoholischen Mischgetränken befüllt waren.
Es gab aber auch Besucher, die das Verbot souverän und erfolgreich ignorierten. Unbeeindruckt schleppte ein Mann einen Kasten Bier an den Kontrolleuren vorbei: „Ich wohne da drüben.“ Anwohner, die Glasflaschen nach Hause bringen, sind von der Verfügung ausgenommen. Und die achtköpfige Hooligan-Fraktion, die Bierkannen lässig am langen Arm, haben die Securitys an der Fontänengasse lieber unbehelligt gelassen.