Essen. .

Sie verursachen bundesweit einen Schaden in Höhe von Hunderten Millionen Euro. Und auch in Essen sind Schmierereien aus der Sprühdose für jeden Bürger ein täglicher Begleiter.

An Häuser- und Lärmschutzwänden, Bahnhofsgebäuden oder Verteilerkästen sind die künstlerisch schlichten Hinterlassenschaften zu begutachten. Keine Ausnahme ist auch die erst letztes Jahr fertig gestellte, aufwändig gebaute Radwegbrücke über die Segerothstraße am Uni-Campus.

Seit Tagen prangt auch dort ein hässlicher Schriftzug. Problematisch ist nun, wer für die Entfernung verantwortlich ist. Für die Errichtung der Radtrasse, die die Uni-Standorte Essen und Duisburg miteinander verbinden soll, ist der Regionalverband Ruhr (RVR) verantwortlich. Erst am 1. September soll der Radweg formell an die Stadt übergeben werden.

Diese Konstellation ruft die FDP-Ratsfraktion auf den Plan: „Der Vandalismus durch Farbschmierereien ist keine Lappalie. Wir fordern den RVR auf, diese Straftaten konsequent zur Anzeige zu bringen“, so der Fraktionsvorsitzende Hans-Peter Schöneweiß. Die Schmierereien, so heißt es in der Erklärung der Fraktion, seien vor der Übergabe zu entfernen. Sowohl die Stadt, als auch der RVR, versicherten, dass sie zunächst prüfen müssten, wer für die Beseitigung zuständig sei.

Aufklärungsquote liegt bei 40 Prozent

Dass eine Entscheidung möglichst zeitnah erfolgen sollte, dürfte Udo Kampschulte, NRW-Sprecher der Deutschen Bahn, beiden Parteien ans Herz legen: „Je schneller so etwas verschwindet, desto weniger kommt auch hinzu.“ Die Bahn hat sich ihrerseits in solchen Fällen ein Ultimatum gesetzt. Sind die besprühten Flächen bereits zuvor mit einer Speziallegierung bearbeitet worden, die das Entfernen der Farbe erleichtert, werden Schmierereien innerhalb von 72 Stunden entfernt. Diese Verfahrensweise ist auch am Essener Hauptbahnhof üblich.

Dass das Strafgesetzbuch solche Kritzeleien mit erheblichen Strafen bedroht, scheint kaum Auswirkungen auf die Täter zu haben. Rund 1500 Sachbeschädigungen, die auf Graffitis zurückzuführen sind, hat die Essener Polizei im vergangenen Jahr in Essen und Mülheim registriert. Die Aufklärungsquote liegt bei respektablen 40 Prozent.

Hilfe bei der Strafverfolgung geben die Sprüher in der Regel höchstselbst. In den meisten Fällen hinterlassen sie am Tatort ein sogenanntes „Tag“, gleichzustellen mit der Signatur eines Künstlers. Um diese Kürzel zuzuordnen vertraut die Polizei auf ihre Spezialisten: „Wir haben Fachleute, bei denen alle Anzeigen zusammenlaufen“, so Sprecher Lars Lindemann.

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene

Da die Sachbeschädigung jedoch ein sogenanntes Antragsdelikt ist – eben nur bei einem entsprechenden Strafantrag verfolgt wird – sind die Beamten auf die Mitwirkung der Bevölkerung angewiesen: „Bei jedem Graffiti sollte man Anzeige erstatten. Häufig werden die Taten später aufgeklärt“, so Lindemann.

Kommt es tatsächlich zur Festnahme, ist das Täterprofil ein ganz besonderes: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, meist aus Familien der Mittel- und Oberschicht. In vielen Fällen, so Lindemann, sind die Täter so jung, dass ihre Eltern den entstandenen Sachschaden begleichen würden. Die Rückfallquote sei jedoch erfreulich niedrig.