Werden. .

„Unser Wahrzeichen wird verscherbelt!“ - dieses Gerücht kocht derzeit hoch in der Abteistadt. Wahr ist, dass die städtische Immobilienwirtschaft mit dem Gedanken spielt, sich vom Werdener Rathaus zu trennen. Man befinde sich aber noch auf der „Ebene des Überlegens“, wie es der Amtsleiter Ingo Penkwitt formuliert. Die chronisch klamme Kommune müsse Prioritäten setzen.

Wenn sich also ein Mieter bzw. Käufer für das unter Denkmalschutz stehenden Gebäude im Ortszentrum finden ließe, könne man vernünftigerweise nicht ablehnen.

Die Universität platzt
aus allen Fugen

Und es gibt einen Interessenten: Folkwang. „Die Universität platzt aus allen Fugen“, erklärt Maiken-Ilken Groß, Pressesprecherin am Klemensborn. „Deshalb sind wir ständig auf der Suche nach Büroflächen.“ Der Standort Abtei soll Studierenden und Dozenten für Lehr- und Übungsbetrieb vorbehalten bleiben. Die Projektidee „Rock- und Pop-Akademie“, die unter anderem von Folkwang und dem Werdener Medienmanager Dieter Gorny verfolgt wird, berühre dieses Thema nicht. „Wir haben vor gut drei Wochen eine Begehung mit Folkwang-Kanzler Michael Fricke durchgeführt“, sagt Penkwitt. „Nun warten wir auf eine Antwort“.

Penkwitt, übrigens selbst Bürger Werdens, käme ein positiver Bescheid gerade recht. „Er hätte den Charme, dass die Immobilie dauerhaft genutzt wird und deshalb erhalten bleiben kann. Außerdem könnten wir vom international-kulturellen Flair der Uni profitieren.“ Noch sei die Gemengelage allerdings „hoch spekulativ“, inklusive jener Fragen mit Bezug auf die heutigen Nutzer: Für Stadtteilbibliothek, die Außenstelle des Jugendamts, Arbeiterwohlfahrt, BV-Fraktionen und zwei private Mieter stünde die Quartiersuche an. Oder ein Rückzug aus Werden. „Da werden sich Lösungen finden lassen“, ist der Amtsleiter überzeugt. Seiner Ansicht nach sei es unerheblich, ob die Stadt das Objekt verkauft oder vermietet. „Wir würden uns in jedem Fall vertraglich zusichern lassen, dass die Öffentlichkeit weiterhin Zutritt hat und der öffentlichen Hand keine Kosten entstehen.“

Auf die städtischen Pläne reagiert CDU-Ratsherr und EX-Bürgermeister Hanslothar Kranz mit Unverständnis - und einer Menge Wut: „Ich kann nicht verstehen, dass ich als Werdener und als Vorsitzender des Bauausschusses nicht informiert werde. Bis zum Schluss werde ich dafür kämpfen, dass die jetzigen Nutzer im Rathaus bleiben können.“

Was in Werden schon längst ein offenes Geheimnis ist, weiß Verwaltungsbeautragter Karl-Heinz Speder „auch nur durch Informationen aus der Bevölkerung“. Noch am vergangenen Dienstag hatte es im Rahmen der turnusmäßigen Bezirksvertretungs-Sitzung eine Anfrage gegeben - die konnte Speder auch nur dahingehend beantworten, „dass ich nichts weiß“.