Essen. .
Es war ein Liebesspiel am komplett falschen Ort: Ein junges Paar legte sich auf ein vermeintlich totes Gleis am Bahnhof Kettwig - und wurde von Zug überrollt. Die 15-Jährige und der 21-Jährige erlitten bei dem Unglück schwere Verletzungen.
Auf dem vermeintlich stillgelegten dritten Gleis des Kettwiger Bahnhofs spielte sich, wie erst am Mittwoch bekannt wurde, am vergangenen Samstagmorgen kurz vor drei Uhr ein Drama ab, das zwei junge Menschen beinahe das Leben gekostet hätte.
Offenbar von einer Party kommend und möglicherweise alkoholisiert, betraten ein 21-jähriger Mann und ein 15-jähriges Mädchen aus Kettwig die Gleisanlagen und legten sich mitten auf den dritten Schienenstrang. Das Liebesspiel fand ein jähes Ende als ein Sonderzug mit zum Glück geringer Geschwindigkeit in den Bahnhof einlief und das Paar überrollte. Der junge Mann trug nach Angaben der Bahnpolizei ein offenes Schädel-Hirn-Trauma davon, seine Begleitung wurde ebenfalls am Kopf verletzt und erlitt einen schweren Schock. Beide sollen inzwischen aber außer Lebensgefahr sein, hieß es.
Pflanzenbewuchs
Wie ist das leichtsinnige Verhalten zu erklären? „Offensichtlich waren die beiden der Meinung, dass das Gleis 3 dauerhaft nicht mehr benutzt würde“, sagt Jürgen Karlisch, Sprecher der zuständigen Bundespolizeidirektion Dortmund. Eine Anwohnerin berichtete gestern, dass dies eine in Kettwig durchaus verbreitete Meinung sei. Allein: Sie ist falsch. Zwar benutzen die S-Bahnen in Richtung Essen Hauptbahnhof und Düsseldorf tatsächlich die beiden Hauptgleise 1 und 2, doch wird Gleis 3 ausnahmsweise eben doch noch genutzt - obwohl es schon stark von Pflanzen überwuchert ist und deshalb wie aufgegeben wirkt. In der Nacht zum Samstag lief jedenfalls außerplanmäßig ein Sonderzug aus Düsseldorf in Kettwig ein, der späte Besucher der Kirmes auf den Rheinwiesen nach Hause brachte. Wieso das Pärchen den herannahenden und nicht eben leisen Zug überhörte, darüber kann nur spekuliert werden.
Jürgen Karlisch zufolge haben die beiden sehr viel Glück gehabt. Zwischen den Bodenplatten von Lok und Wagen und den Schwellen gebe es einen Zwischenraum, der einen eng auf den Schwellen liegenden Menschen schütze, sofern der Zug langsam fahre. Wegen der besonderen Umstände dieses Falles sei es dann zwar dennoch zu schweren Verletzungen gekommen - immerhin aber eben nicht zu einem Todesfall.