Werdohl. .

Schock am Sonntag Abend für Hubert Deitmerg: Der Holzofenbäcker muss hilflos mit ansehen, wie der Anhänger seines Verkaufswagens aufs Bahngleis rollt und haarscharf von einem just in diesem Moment heranrauschenden Zug erfasst wird.

Die Folgen: Verspätungen und Zugausfälle bei der Deutschen Bahn, 5000 Euro Schaden an einer zerstörten Schranke und Ermittlungen wegen „gefährlichen Eingriffs in den Schienenverkehr“ gegen Hubert Deitmerg. Das Wichtigste aber: Verletzt wurde bei dem dramatischen Zwischenfall niemand. „Riesenglück im Unglück“, sagte Deitmerg am Dienstag zur WR.

Was war passiert? Deitmerg trifft gegen 19.30 Uhr nach seinem Einsatz auf dem Neuenrader Weihnachtsmarkt in Lengelsen ein. Den steilen Anstieg vor dem Hof schafft das Gespann auf dem schneeglatten Untergrund nicht. Deitmerg koppelt ab; will den Anhänger in einer Bucht parken. Doch die Handbremse funktioniert nicht. „Wie der Anhänger in diesem Zustand rollen konnte, ist mir unbegreiflich“, sagt Deitmerg.

Der Anhänger ist nicht aufzuhalten („Ich habe noch an der Deichsel gezogen wie ein Wilder“), durchbricht die Bahnschranke und kommt erst vor dem zweiten Schienenstrang zum Stehen. Der Zug der Deutschen Bahn kann allerdings nicht mehr abbremsen, bei der Vorbeifahrt werden dem Anhänger haargenau die Rücklichter abgeschlagen.

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Von DerWesten

Deitmerg informiert mit schlotternden Knien die Polizei. Die Bundespolizei lässt die Strecke sperren und rückt mit einem Notfallmanager vor Ort an. „Wir ermitteln nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Schienenverkehr“, sagte Andreas Grewe von der Bundespolizei in Dortmund gestern zur WR. Deitmerg ist sich sicher: „Ich bin meiner Sorgfaltspflicht nachgekommen!“

Die zivilrechtlichen Folgen könnten indes weitaus härter für Deitmerg ausfallen als die strafrechtlichen. „Wir halten uns schadlos“, stellte Torsten Nehring, Sprecher der Deutschen Bahn, generell für derartige Vorfälle fest. Die Bahnstrecke blieb bis 0.24 Uhr in der Nacht zu Montag gesperrt, drei Züge verspäteten sich um 41 Minuten, zwei Ersatzzüge musste die Bahn einsetzen.

Beziffern, so Nehring, ließe sich der konkrete Schaden nicht. Das sei auch abhängig davon, ob ein Busnotverkehr eingerichtet werden oder andere Fahrzeugführer aus dem Bett geklingelt werden müssten. Außerdem würden sich natürlich auch die Reisenden wegen ihres Verspätungsschadens an die Bahn halten.

Hubert Deitmerg will daran jetzt noch nicht denken. Er will der Ursache der blockierten Bremse auf den Grund gehen. Dass letztlich alles so glimpflich ablief, ist ihm wichtiger. „Das ist wie ein Weihnachtsgeschenk für mich!“