Essen.

Der Historische Verein für Stadt und Stift Essen hat den 123. Band der „Essener Beiträge herausgebracht. Ehrenamtliche wissenschaftliche Arbeiten der Mitglieder - von der Steinzeit über die Nazi-Zeit bis zu Gegenwart.

Seine Bilder hängen in vielen Bergarbeiterhaushalten: Der Künstler Hermann Kätelhön hat wie wohl kaum ein anderer den Zechen des Ruhrgebiets ein Gesicht gegeben. „Nur wenige wissen, wie stark Kätelhön auch in der Kulturpolitik Essens mitgemischt hat“, sagt Eva Pasche. Sie hat dieses Engagement des 1940 verstorbenen Grafikers aufgearbeitet – in einem der acht historischen Essays, die in dem nun herausgebrachten 123. Band der „Essener Beiträge“ erschienen sind.

Schriftreihe seit 1880

Der Historische Verein für Stadt und Stift bringt die „Beiträge“ seit 1880 heraus; diesmal reichen die Themen der Vereinsmitglieder von der Steinzeit bis zur Gegenwart - angefangen mit Berichten über die Ausgrabungen Detlef Hoppes. 2009 war er unter anderem auf dem Domplatz auf Reliquien gestoßen, die in der Nachkriegszeit achtlos vergraben worden waren - obwohl sie wohl aus dem verloren gegangenen Marsusschrein des Essener Münsters stammen. „Sie sind die wichtigsten Reliquien der Stadt“, sagt Hoppe.

„Ein Standardwerk“, so Stadtarchivar und Lektor der „Essener Beiträge“, Klaus Wisotzky, hat Volker van der Locht zur Zwangssterilisation und Euthanasie von kranken und behinderten Menschen in Essen während und nach der NS-Zeit geschaffen. „Erschreckend fand ich, wie mit den Geschäftigen auch nach 1945 umgegangen wurde“, sagt van der Locht. Keine Entschädigung der Überlebenden, keine gekennzeichneten Urnengräber für die Getöten, keine Strafverfolgung der Ärzte.

Geschichte einer Großstadt

Weitere Beiträge beschäftigen sich mit dem Missionar Bernhard Hucklenbruch, dem Besuch der Kaiserin 1917, der Geschichte der Interessengemeinschaft gegen Luftverschmutzung, dem Frauenstift und der Ordnung für den Steinkohlenbergbau. Dazu stehen Buchbesprechungen sowie Vereinsberichte.

Der 123. Band erscheint mit sechs Monaten Verspätung. Wisotzky hatte parallel zur Arbeit an dem Buch die Ausstellung "Geschichte einer Großstadt" vorbereitet, die im Haus der Geschichte zu sehen ist. Künftig wird Thomas Dupke das Lektorat übernehmen: Wisotzky gibt die Aufgabe nach 14 Jahren ab.