Der 120. Band der "Essener Beiträge" des "Historischen Vereins für Stadt und Stift" schlägt wieder eine Brücke zwischen dem frühen Mittelalter und der jüngsten Zeitgeschichte

Finanzämter gab es um 1400 in Essen noch nicht, Steuern aber mussten dennoch gezahlt werden. Also gingen der Bürgermeister, ein Abgesandter der "Vierundzwanzig", des damaligen Rates, und der Stadtschreiber auf einem bestimmten Weg durch die vier Bauerschaften, aus denen die Stadt bestand, und sammelten eine Art Vermögenssteuer ein, die in Steuerlisten festgehalten wurde. Diese Listen hat Frank Feggeler, Essener Student an der Bundeswehrhochschule in Hamburg, für eine Magisterarbeit erforscht. Das Ergebnis ist im 120. Band der Reihe "Essener Beiträge" des "Historischen Vereins für Stadt und Stift" enthalten, der jetzt erschienen ist.

Weiter in die Geschichte zurück geht Stadtarchäologe Detlef Hopp. In einer ersten Analyse schildert er die Funde am Limbecker Platz bei den Bauarbeiten für das neue Einkaufs-Center. Die Funde reichen bis in die Bronzezeit zurück, die Mehrheit aber stammt aus dem Mittelalter. So wurden die Reste des Hellweges an dieser Stelle entdeckt. Dabei zeigte sich, dass die Lücken zwischen den Bohlen für den Weg mit Tierknochen aufgefüllt worden, von Rindern, Schweinen und Pferden. Dort traten auch Reste von Schaufeln eines Mühl-rades und eine Fischreuse aus dem 11. oder 12. Jahrhunderts und Hufeisen zu Tage.

Heinrich Wieneke hat sich des Bürgermeisters und Oberbürgermeisters Heinrich Schäfer angenommen. Bekannt wurde er 1923 durch seine Auseinandersetzung mit dem Kommandanten der französischen Truppen, die Essen besetzt hatten. Michael Kanther befasst sich mit der Geschichte der Kruppschen Wohnungswirtschaft, und Klaus Wisotzky nahm sich des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Turms auf dem Hallo an, der gleichzeitig Denkmal und Ausflugsziel war. Stadthistoriker Ernst Schmidt hat die Prozesse um die Ermordung von drei englischen Piloten am 13. Dezember 1944 an der Wickenburgbrücke erforscht. Neu in diesem Band ist eine Chronik des Jahres 2006, die Udo Pluntke, Mitarbeiter des Stadtarchivs, erarbeitet hat.In den 127 Jahren seines Bestehens hat der Historische Verein für Stadt und Stift 120 "Essener Beiträge" herausgegeben. Band 120 ist in einer Auflage von 1000 Exemplaren im Klartext Verlag erschienen und kostet 25 Euro. Mitglieder des Vereins erhalten den Band kostenlos. Informationen zum Verein unter www.hv-essen.de.