Essen. .
Ein Obdachloser ist im Essener Westpark offenbar von einem 68-Jährigen angezündet worden. Der mutmaßliche Täter gab an, von dem Opfer bestohlen worden zu sein. Der Mann erlag am frühen Abend seinen schweren Verletzungen.
Ein Rentner (68) soll am Mittwochmorgen einen Obdachlosen (58) im Frohnhauser Westpark ermordet haben. Er wird verdächtigt, den Mann mit Benzin übergossen und angezündet zu haben. Der Obdachlose hatte in einem Streugut-Schuppen geschlafen, der versteckt in einem Gebüsch liegt. Das Opfer starb einige Stunden später an seinen sehr starken Verbrennungen. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde Haftbefehl erlassen wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung.
Passanten entdeckten das brennende Opfer um kurz nach sieben am Morgen auf einem Fußweg im Westpark, sie besorgten eilig Mineralwasserflaschen an einem angrenzenden Kiosk, um die Flammen zu löschen. Der schwer verbrannte Obdachlose wurde mit einem Helikopter in eine Spezialklinik geflogen.
Die Polizei richtete augenblicklich eine Mordkommission ein - und nahm schon eine Stunde später den mutmaßlichen Täter fest, der bis zum Nachmittag ein „Teilgeständnis“, so hieß es, abgelegt hatte. Der Verdächtige und das Opfer seien langjährige Bekannte, erklärte Kriminalhauptkommissar Markus Bergmann gestern bei einer Pressekonferenz. Sie hatten den Abend gemeinsam in der Wohnung des Verhafteten verbracht, er wohnt nicht weit vom Westpark und dem Frohnhauser Platz entfernt. Dort hat sich vor Jahren das Trinkermilieu angesiedelt. „Die beiden haben noch zusammen das Frauenfußballspiel geguckt“, berichtete Bergmann. „Dann ist es offenbar zum Streit gekommen.“ Bei dem 68-Jährigen stellte man jedenfalls eine Platzwunde am Kinn fest.
Mutmaßlicher Täter gilt seit Jahren als psychisch auffällig
Um 4:27 Uhr in der Frühe ging dann am Mittwoch bei der Polizei ein Notruf ein: Der Rentner rief an, erklärte, man habe ihn „bestohlen“, mehrere Uhren und Mobiltelefone seien weg. Ein zweites Mal meldete sich der Rentner um kurz vor sechs: Da erklärte er den Polizisten, dass es sich bei dem Dieb um den Obdachlosen handeln müsse, er teilte auch den Namen des Mannes mit. Die Polizei leitete eine Fahndung ein, aber ohne Erfolg.
Um 7:02 Uhr meldete sich dann die Mitarbeiterin einer benachbarten Tankstelle bei der Polizei: Soeben habe ein Mann einen Liter Benzin in einen Kanister gezapft und bezahlt, der Kunde sei ihr „völlig irre“ vorgekommen. Tatsächlich soll der Rentner seine Tat gegenüber der Mitarbeiterin und auch gegenüber wildfremden Passanten angekündigt haben: „Ich bin bestohlen worden, den stell’ ich zur Rede, den zünd’ ich an“, soll er gestammelt haben. Mit diesen Worten sei er mehreren Bürgern in die Arme gelaufen, auch einem Schulkind. Da war er schon auf dem Weg zum Tatort. Einige Zeugen meldeten sich später bei der Polizei – als es zu spät war.
„Es gibt Zeugenaussagen und Beweise, hinzu kommt das Teilgeständnis, der Täter kann als überführt gelten“, sagte Markus Bergmann. So habe der Mann zugegeben, das Benzin gekauft zu haben. Den verschmorten Kanister fanden Mitarbeiter der Spurensicherung am Tatort. Der 68-Jährige ist polizeibekannt, er gilt seit Jahren als „psychisch auffällig“. Der Obdachlose besuchte offenbar seit Jahren keine Schlafstelle mehr. Selbst aufs Geld vom Sozialamt habe er seit einem Jahr verzichtet, hieß es.