Essen. . Die Richard-Schirrmann-Realschule in Schonnebeck hat als eine der ersten Essener Schulen das “Lehrerraum“-Prinzip eingeführt. Schüler haben keinen eigenen Klassenraum mehr, sondern die Lehrer.
Die Richard-Schirrmann-Realschule in Schonnebeck hat als eine der ersten Essener Schulen das „Lehrerraum“-Prinzip eingeführt. Die auch als „Kabinettsystem“ bekannte Ordnung wird seit Jahren an manchen Schulen hierzulande diskutiert; flächendeckend durchgesetzt hat sie sich aber – anders als in Polen oder England – noch nicht.
Das Besondere: Schüler haben nicht mehr ihren eigenen Klassenraum, sondern die Lehrer. Es sind die Schüler, die von Stunde zu Stunde wechseln müssen, nicht die Pädagogen. „Ich habe von einem solchen Lehrerraum-Prinzip immer geträumt“, sagt Rixtina Pohle, die stellvertretende Schulleiterin. „Im vergangenen Jahr haben wir es dann eingeführt.“ Nach einer Startphase kehrte man nicht mehr zurück zum alten System. Denn: „Die Atmosphäre im Klassenraum“, sagt Rixtina Pohle, „ist spürbar besser geworden.“
Lehrer sind positiv überrascht
An der Schirrmann-Realschule findet ein Großteil des Unterrichts in Einzelstunden statt. Die kleinen Pausen dazwischen dauern nur fünf Minuten.
Trotzdem sei man von der Effektivität des neuen Systems „sehr überrascht worden“, sagt die stellvertretende Schulleiterin: „Wir sind aus allen Wolken gefallen. Denn die befürchteten Schülerströme und ein Chaos im Gebäude sind komplett ausgeblieben.“
Dies sind genau die Befürchtungen, warum das „Lehrerraum-Prinzip“ andernorts abgelehnt wird: Wenn sich ständig Schülermassen durchs Gebäude quetschen müssen, befürchten nicht wenige Schulleiter „erhebliche Reibungspunkte“, die neu entstünden.
„Der Umzug der Schüler klappt bestens.“
Diese Erfahrung habe man aber an der Schirrmann-Realschule nicht gemacht, heißt es: „Der Umzug der Schüler klappt bestens.“ Die Vorteile des neuen Systems: „Schüler betreten die Klasse als Gäste. Es geht viel weniger kaputt, es wird viel weniger Dreck gemacht.“ Die Kollegen können ihre Arbeitsmaterialien effektiv im Klassenraum unterbringen; im Lehrerzimmer und in den privaten Arbeitszimmern der Pädagogen entsteht mehr Platz. Entscheidend für das Gelingen des „Lehrerraum-Prinzips“ seien aber drei Bedingungen, die an der Schirrmann-Schule gegeben sind: Erstens darf das Gebäude nicht zu groß sein, wegen der Wege, die in kurzen Pause zu bewältigen sind. Zweitens muss die Schülerzahl einigermaßen überschaubar, die Anzahl der Räume dagegen sollte üppig sein. An die Schirrmann-Realschule gehen derzeit etwas mehr als 300 Schüler. Die Flure und Treppenhäuser des historischen Schulgebäudes, das direkt gegenüber der Zeche Zollverein liegt, sind breit und ausladend. Und: Damit die Schüler nicht ständig zu viel schleppen müssen, stehen abschließbare Schränke bereit.