Essen. . 2000 Studenten und Ehemalige aus katholischen Studenten-Verbindungen haben von Donnerstag bis Sonntag in der Stadt gefeiert, gesungen, gebetet und getrunken. Höhepunkt des Treffens des Cartellverbands war der Festumzug am Sonntag.

Die Fahnenträger sehen angestrengt aus. Die Mittagshitze brennt auf den Burgplatz, 30 Grad im Schatten, und im Gleichschritt marschieren die Vertreter der Studentenverbindungen zur Marschmusik durch die City, halten ihre kiloschweren Flaggen in die Höhe, die Gesichter sind rot, Schweißt läuft die Schläfen herab.

So ein Festumzug ist nicht ohne Mühsal, er stand am Ende eines viertägigen Festprogramms des „Cartellverbandes“, des bundesweiten Zusammenschlusses von knapp 130 katholischen Studentenvereinigungen. Rund 2000 Studenten und „Altherren“, wie ehemalige Studenten genannt werden, waren seit Donnerstag in der Stadt. Es gab Diskussionen in der Messe, Fahrten zu Folkwang und Ruhr Museum, Gottesdienste – und ein so genanntes „Festkommers“ in der Grugahalle, ein Abend mit Reden, Liedern und Getränken, und am Ende sang man die dritte Strophe der Nationalhymne.

Weiterhin Farbe bekennen

Der Sonntag begann dann mit einem Gottesdienst im Dom mit dem Ruhrbischof: „Immer wieder schön, der Dom“, sagt Marcus Haberstroh (37) aus Freiburg. Aufgewachsen ist er in Neuss, deshalb kennt er das Ruhrgebiet noch, „und Essen ist eine nette Stadt, wirklich.“

Dem Juristen Ralf Krafft (76) und dem Mediziner Klaus Mattes (64) ist die „ungeheure Sauberkeit“ der hiesigen U-Bahn-Anlagen positiv aufgefallen, dabei kommen beide aus einer Stadt, die nicht gerade für Lärm und Dreck bekannt ist: Bonn. Doch Essen habe sich durchs Kulturhauptstadtjahr „ungemein gemacht“, die Männer schwärmen von den Kulturbauten, „und das Nahverkehrssystem ist sehr gut.“ Als Höhepunkt der vier Tage hätten sie den Gottesdienst am Sonntag empfunden, unter anderem, der Ruhrbischof habe sie dazu ermutigt, weiterhin Farbe zu bekennen, für ein Leben als Katholik. „Und das ist es ja, was die Verbindungen auch ausmacht“, sagt Krafft, „das Tragen von Farben steht bedeutet ja nichts anderes.“ Religiosität, Wissenschaftlichkeit, Freundschaft über die Unizeit hinaus und das Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung – diese vier Prinzipien sind die Säulen des „Cartellverbandes“.

Gruß des Papstes

Nächstes Jahr tagt der Verband in Freiburg. In Essen fand die Versammlung zum dritten Mal statt, nach 1906 und 1958.

Am Samstagnachmittag hatte man sich dem Thema Energie gewidmet – mit einer Veranstaltung in der Messe. Kritisch äußerte man sich da zum Atom-Ausstieg der Bundesregierung: Die Berliner Energiepolitik, hieß es, könne dazu führen, dass es künftig mehr Stromausfälle gebe. Und über allem stand der Gruß des Papstes: Benedikt, selbst Mitglied im „Cartellverband“, hatte am Donnerstag der Veranstaltung seinen Segen erteilt.