Essen.. Beim 125. Dachverbandstreffen der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) treffen sich 3000 der 30 000 Mitglieder in Essen. Grüße aus Rom schickte der Heilige Vater schon vor dem Treffen. Am Sonntag ziehen die CVer durch die Innenstadt.

Papst Benedikt XVI., Thomas Gottschalk, Hannes Schmitz – was den Kaufmann und Kneipier aus Rüttenscheid mit den beiden ersteren verbindet: Sie sind Cartellbrüder im Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV). 127 gehören dazu. Rund 3000 der 30 000 Mitglieder treffen sich zur Jahreshauptversammlung in Essen – zum dritten Mal.

1958 war die Gründung des Bistums Essen Anlass – und Ruhrbischof Franz Hengsbach ein Cartellbruder. Bereits 52 Jahre zuvor kamen die mit Pferden, Musikkorps und mehr als 100 Kutschen auf den Burgplatz. Es war der Festzug zum 50-jährigen Bestehen. Auch am Sonntag werden die CV-er auffallen. Denn nach dem Pontifikalamt mit Bischof Franz-Josef Overbeck im Dom schließt sich der Festzug der Chargierten durch die City an. Sie tragen bunte Tracht (Vollwichs), Kopfcouleur und ihre farbigen Verbindungsbänder.

„Ausnahmeerscheinung“ unter den Promovierten

Hannes Schmitz ist unter ihnen. Mit elf Jahren hat er zum ersten Mal von Verbindungen gehört. Mit 16 im Saalbau Wichskoffer geschleppt. Seit dem Studium gehört er zur Kaiserpfalz Aachen, damit zum CV. Als Kneipier nennt er sich „Ausnahmeerscheinung“ unter manchen Promovierten. Beruflich habe die Verbindung keine Vorteile gebracht. Aber es sei angenehm, wenn man „per Du mit einem Arzt ist.“ Auch, wenn man den vorher nicht kannte.

Jan-Arnulf Breiderhoff (29) kennt den CV quasi seit dem Kreißsaal. Schon sein Großvater gehörte dazu. Der Enkel entschied sich nicht wegen der Partys, sondern aus religiösen Gründen dafür – und für die Silesia Bochum. Wegen der Religion sind katholische Verbindungen nicht schlagende: Die Mitglieder fechten nicht. Das sei mit Nächstenliebe nicht vereinbar, und die ist dem Arzt aus Altenessen wichtig. Als Vorortspräsident plante Breiderhoff das Treffen, repräsentiert regelmäßig den Verband.

„Alte Herren“ wollen Vorzüge weitergeben

Auch Johannes Held ist als zweiter Vorsitzender des CV-Kohle-Zirkels Borbeck viel beschäftigt. Seine Frau hat dafür nicht nur Verständnis, „sie hat sich integriert.“ Plant unter anderem Freizeit-Touren. Er habe als Student seinen Horizont erweitern und Menschen anderer Fachbereiche kennenlernen wollen. Von der Ripuaria Bonn bekam er ein Zimmer und Kontakt zu Landwirten sowie Juristen. Als der Zahnarzt dann von Heidhausen nach Borbeck zog, fasste er schnell Fuß: Die Borbecker CV-er halfen.

Nette Freunde fand Heribert Bertling (74) beim Chemie-Studium in Karlsruhe: Die Mitglieder seiner Urverbindung Schwarzwald. Ihren Lebensbund nehmen sie ernst. Mit Monatsbeiträgen finanzieren sie heute unter anderem Studentenzimmer. Als „Alte Herren“ wollen sie nach dem Studium die Vorzüge, die sie genossen haben, weitergeben, sagt Bertling. Ihnen bleiben Freundschaften. „Meine WG-Mitbewohner treffe ich nicht mehr“, sagt Hannes Schmitz. Das Band aber verbinde – auch mit dem Heiligen Vater. Grüße aus Rom schickte er schon vor dem Treffen.