Essen..

Sie trinken, fechten und schmieden an Seilschaften - gegen diese Vorurteile gegenüber Studentenverbindungen wehrt sich der „Wissenschaftliche Katholische Studentenverein Unitas Ruhrania“ vehement. Die Gruppe ist eine von elf eingetragenen Verbindungen der Uni Duisburg-Essen.

Schon zum Frühstück gibt’s das erste Bierduell des Tages, dann geht’s auf die Plange, wo sie mit einem Säbel aufeinander losgehen und sich gegenseitig schicke Schmisse in die Wangen ritzen. Nebenbei schmieden sie an Seilschaften, die ihnen zu einer steilen Karriere verhelfen sollen und freuen sich, dass Frauen in die Welt der Studentenverbindungen keinen Zutritt haben. Soweit das Vorurteil.

Doch im 21. Jahrhundert sieht die Realität meist anders aus. An der Universität Duisburg-Essen sind derzeit elf Verbindungen eingetragen. Zu den aktiveren gehört der „Wissenschaftliche Katholische Studentenverein Unitas Ruhrania“, der in Borbeck sogar ein eigenes Verbindungshaus unterhält. Dort findet ein reges Vereinsleben statt.

Alkohol ist kein Muss

Die Geschichte der „Unitas Ruhrania“ reicht ins Jahr 1911 zurück, daher nennt sie sich „die älteste katholische Studentenverbindung in Essen“. Und sie will sich „von dem klassischen Bild abgrenzen, das oft mit Verbindungen in Zusammenhang gebracht wird“, erklärt Fuxmajor Sebastian Sasse (30). Er ist zuständig für die Einführung der jungen „Füxe“, dem Verbindungsnachwuchs.

„Bei uns wird niemand gezwungen Alkohol zu trinken“, räumt Fuxmajor Sasse mit den Vorurteilen auf. Außerdem sei die „Unitas-Ruhrania“ keine schlagende Verbindung. „Das Fechten und die Inkaufnahme jemanden dabei zu verletzen, haben die katholischen Verbindungen von jeher abgelehnt, da es dem katholischen Menschenbild widerspricht.“ Und die Mitgliedschaft als Karriere-Turbo? „Die Zugehörigkeit zu einer Verbindung kann später im Berufsleben hilfreich sein.

Allerdings nur bei der Suche nach Kontakten. Aber auch nur dabei. Das ist kein Automatismus. Vielleicht werden an einen Unitarier sogar höhere Ansprüche gestellt, da von ihm erwartet wird, stets nach unserem Leitspruch zu handeln“, sagt Senior Philipp Böcker (23), sozusagen der Vorsitzende der „Unitas Ruhrania“. Der Leitspruch lautet „Virtus - Scientia - Amicitia“ (Frei: „Tugendhaftigkeit, Wissenschaft, Freundschaft“).

Tugendhaftigkeit, Wissenschaft, Freundschaft

Und sind Verbindungen nun reine Männer-Clubs? „Früher wurde lang und heiß diskutiert, ob auch Frauen aufgenommen werden, heute ist das etwas ganz Normales“, sagt Lisa Beckmann (19), die jüngst bei ihrem Studienantritt in Köln der „Unitas Theophanu“, einem Schwester-Verein der Unitas, beigetreten ist. Auch die Gründung eines Frauenvereins sei angedacht, sagt Sasse. Bis dahin könnten aber alle interessierten Frauen ohne Einschränkung am Vereinsleben teilnehmen.

Das kann übrigens prinzipiell jeder. Voraussetzungen sind nur der Studentenstatus und das katholische Bekenntnis. Auch Oberstufenschüler können reinschnuppern.

Los geht’s mit einer zweisemestrigen Probezeit als „Fux“, während der die Anwärter die „Fuxenfibel“ studieren und „Fuxenstunden“ besuchen. Dann folgt die Burschenprüfung, eine Art „Kreuzverhör“, in der das theoretische Wissen über das couleurstudentische Brauchtum abgefragt wird. Ist diese bestanden, wird „geburscht“. Nach dem Studium endet die Mitgliedschaft natürlich nicht, der Bursche wird lediglich zum alten Herrn – auf Lebenszeit.