Essen. .
Mit seiner Interpretation des Vermittlungsgesprächs zwischen Vertretern der Alten Synagoge und dem Vorsitzenden des Integrationsrats, Muhammet Balaban, sorgt Dezernent Andreas Bomheuer für Irritationen. Beigelegt sind die Differenzen noch nicht.
Es gibt Differenzen. Da ist man sich einig. Doch über das Ausmaß, gehen die Meinungen weit auseinander: Nach der Kritik des Vorsitzenden des Integrationsrates und Sprechers der Kommission „Islam und Moscheen in Essen“, Muhammet Balaban, an der Arbeit der Alten Synagoge hatte Andreas Bomheuer die Beteiligten zu einem Gespräch geladen. Das Ergebnis fasste der für Integration zuständige Dezernent in einer Mitteilung zusammen. Der Tenor: Beide Seiten sind nicht einer Meinung, aber sie sind miteinander im Gespräch. Eine positive Botschaft.
Dass der Text die Redaktion erst eine Woche nach dem Treffen erreichte, lässt erahnen, dass sich Bomheuer bei der Formulierung schwer getan hat. Kein Wunder. Beim Austausch der Standpunkte hat es mächtig gekracht. Peter Schwiderowski, kommissarischer Leiter der Alten Synagoge, hat sich jedenfalls mächtig gewundert, als er Bomheuers Pressemitteilung las. „Die Alte Synagoge hat weder etwas zu bedauern noch etwas zurückzunehmen.“ Dieser Eindruck kann entstehen, wenn Bomheuer formuliert „dass die Alte Synagoge Beleidigungen gegenüber dem Islam und seinen Anhängern keinesfalls beabsichtigt hat“. Während Bomheuer schreibt, bei dem Gespräch sei deutlich geworden, „dass die Differenzen nicht gänzlich ausgeräumt werden konnten“, spricht Schwiderowski von unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten.
„Auf Inhalte kann man nicht einwirken. Das darf man auch gar nicht“
Im Kern lief Balabans Kritik an der Alten Synagoge, der er vorwarf, sie säe Misstrauen und Hass auf die Frage hinaus: Darf der Hinweis auf verletzte religiöse Gefühle eine kontroverse Debatte verhindern? Einen Kompromiss kann es in dieser Frage gar nicht geben, sagt Schwiderowski. Alles andere wäre das Ende jeder Diskussionskultur und würde die Grundlage unserer demokratischen Gesellschaft in Frage stellen. Deshalb legt die Alte Synagoge so großen Wert auf die Freiheit in der Gestaltung ihres Programms.
Es war die Einladung zu einem „Donnerstagsgespräch“, die Balaban so sehr aufbrachte, in der Formulierung sah er eine Herabsetzung des Islam. „Auf Inhalte kann man nicht einwirken. Das darf man auch gar nicht“, sagte Balaban nun im Gespräch mit dieser Zeitung. Doch genau darauf zielte sein offener Brief im Ergebnis ab. „Die Vertreter der Kommission „Islam und Moscheen in Essen“ hätten akzeptiert, dass sie nicht Einfluss nehmen könnten, sagt Bomheuer. Balaban hat also eingestehen müssen, dass er zu weit gegangen ist. Das ist das eigentliche Ergebnis des Gesprächs. Eine Pressemitteilung der Stadt wäre es sehr wohl wert gewesen. Statt es beim Namen zu benennen, wählte Bomheuer, Formulierungen, die es Balaban ermöglichen sollen, das Gesicht zu wahren. In letzter Konsequenz gilt dies auch für Oberbürgermeister Reinhard Paß, der Balaban zunächst reflexhaft Recht gegeben hatte und dessen Vorwurf, die Alte Synagoge säe Hass, erst zurückwies als die öffentliche Empörung bereits turmhohe Wellen schlug. Bomheuer rührte jene Konsenssoße an, die der Alten Synagoge so bitter aufstößt.