Essen. Die Essener Agentur „players’ interests“, deren sportlicher Leiter Ingo Anderbrügge ist, schmiedet Karrierepläne für Nachwuchstalente. Der 16-jährige Roman Bär ist einer von 40 jungen Spielern, die von einem Leben als Profi-Fußballer träumen.
Der Traum, Profi-Fußballer zu werden, ist für Roman Bär (16) weitaus realistischer als für Millionen andere deutsche Nachwuchskicker. Bei der Essener Spielerberatungs-Agentur „players’ interests“ bekommt Roman seit kurzer Zeit sportliche wie persönliche Ratschläge – damit seine Karriere noch steiler nach oben verläuft.
Ohne Potenzial hätte die Agentur um den Essener Rechtsanwalt Ralf Bockstedte und den ehemaligen Schalke-04-Bundesligisten Ingo Anderbrügge den jungen, gebürtigen Pfälzer, Jahrgang 1995, abgelehnt. Das gehört zum Spiel dazu. Denn: Vor allem Eltern überschätzen die Fähigkeiten ihrer Kinder, stehen auf der Matte, „aber denken dann oft nicht mehr mit dem Kopf, sondern nur noch mit dem Bauch“, sagt Anderbrügge.
Roman Bär ist gut genug, ging mit zehn Jahren ins Sportinternat Karlsruhe, machte Zwischenstation bei den C-Junioren von Schalke 04 und ist jetzt unter Vertrag bei der U17 von MSV Duisburg. „Er wird mit Fußball später sein Geld verdienen“, sagt Ingo Anderbrügge, der sportliche Leiter von „players’ interests“. Nicht zuletzt weil „er menschlich ein super Typ ist“.
„Wir haben keinen Druck aufgebaut“
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Roman sitzt am langen Konferenztisch in der Anwaltskanzlei Bockstedte, die in einer ruhigen Seitenstraße in Frintrop liegt. Morgen schreibt Roman eine Deutscharbeit, zum Lernen hat er noch nicht richtig Zeit gehabt. Stattdessen ist er an diesem Tag zwischen Marl (Deutsches Fußball-Internat), Essen (Agentur) und Duisburg (Trainingsgelände) hin und her gependelt. Zu viel Stress? „Ich will Profi werden. Klar habe ich weniger Freizeit als andere, aber ich kann einen Traum leben, um den mich viele beneiden“, sagt Roman ohne den Hauch von Arroganz. Seine Eltern sitzen neben ihm. Sie investieren in die mögliche Profi-Zukunft ihres Sprösslings zwischen 18.000 und 22.000 Euro jährlich.
„Wir haben keinen Druck aufgebaut“, sagt sein Vater Alexander Bär. „Sonst könnte er die Leistung nicht bringen.“ Mutter Monika Bär unterstreicht, dass Romans Schulabschluss „oberste Priorität“ hat. „Ich habe überwiegend die Note 3“, sagt Roman, der die zehnte Klasse eines Gymnasiums in Marl besucht. „Wenn er so sein Abi schafft, unterschreiben wir das sofort“, sagt seine Mutter.
Menschlichkeit im Fußballgeschäft
Auch Spielerberater Bockstedte, der Kanzlei- und Agenturarbeit strikt trennt, möchte den jungen Spielern mitgeben: Macht eure Schulausbildung zu Ende, möglichst ein Abitur! „Ich bin das lebende Beispiel dafür, dass Verletzungen ein Leben verändern können“, sagt Bockstedte, der seit dem 16. Lebensjahr wegen einer Rückenmark-Verletzung im Rollstuhl sitzt, aber „von der Droge Fußball“ nicht loskommt.
Einen Berater könnten junge, talentierte Spieler gebrauchen, weil „wir deren Rückgrat sind und helfen, dass sie mit Waffengleichheit gegenüber den Vereinen auftreten, die nichts Böses im Sinn haben, aber vielleicht einfach vergessen haben, auf bestimmte Dinge hinzuweisen“, sagt Bockstedte. Das können mitunter entscheidende Dinge sein: Passt der Trainer zum Spieler? Berücksichtigt der Vertrag Ausbildungszeit? „Ich unterstütze Roman auch mental“, sagt Bockstedte, der auf Vertrauen setzt, auf Menschlichkeit im Fußballgeschäft.