Essen-Steele. .

Die Helene-Lange-Realschule in Steele nimmt künftig auch Behinderte auf. Kandidaten für „integrative Klassen“ sind so genannte „Lernbehinderte“. Der Schulleiter ist sicher, dass das klappen wird.

Die Helene-Lange-Realschule in Steele nimmt als erste Essener Realschule ab Herbst Behinderte auf. Sie richtet eine so genannte „integrative Klasse“ ein mit fünf Kindern, die normalerweise zur Förderschule gehen müssten. 17 weitere, so genannte „Regelkinder“, die regulär unterrichtet werden, kommen hinzu. Bei den Behinderten, die kommen sollen, handelt es sich nicht um Rollstuhlfahrer – dazu hat die Helene-Lange-Realschule nicht die nötigen baulichen Voraussetzungen. Kandidaten für so genannte „integrative Klassen“ sind eher so genannte „Lernbehinderte“: Sie können üblicherweise mit dem normalen Klassentempo nicht mithalten.

„Wir werden alle voneinander profitieren“, sagt Jürgen Häckert, der Schulleiter. Er ist überzeugt, dass das Vorhaben gelingen wird. Häckert war vor seinem Amtsantritt 2008 in Steele neun Jahre lang an der Gesamtschule Holsterhausen. Dort gibt es „integrative Klassen“ seit Schulgründung. „Soziale Fähigkeiten sind für ein erfolgreiches Berufsleben unverzichtbar“, sagt Häckert. „Diese lernt man hervorragend, wenn man in einer integrativen Klasse lernt. Das gilt für die Regelkinder und auch für die anderen.“

„Diese personelle Ausstattung war für mich Bedingung“

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Von DerWesten

Die lernbehinderten Schüler erhalten anderes Unterrichtsmaterial als die anderen Schüler, haben eigene „Lernziele“. Etwa 80 bis 90 Prozent der gesamten Unterrichtszeit bekommt der Lehrer Unterstützung durch einen weiteren Pädagogen. „Diese personelle Ausstattung war für mich Bedingung“, betont Häckert.

Gleichwohl will er nicht verhehlen, dass dem Beschluss der Schulkonferenz, eine „integrative Klasse“ einzurichten, lange Diskussionen vorangingen. Die Skepsis im Kollegium und bei den Eltern sei auch heute noch nicht überall ausgeräumt: „Bei Eltern besteht zum Beispiel die Angst vor einem Leistungs-Abfall der gesamten Klasse.“ Seine Erfahrungen in Holsterhausen seien aber andere, erklärt Häckert. „Das Niveau bleibt gleich, mindestens.“ Er selbst unterrichtet Geschichte und Wirtschaft, hat in Holsterhausen auch in den „integrativen Klassen“ gearbeitet. Seine Erkenntnis: „Der Unterricht muss sich verändern, wenn das Unterfangen gelingen soll.“ Heißt: Weniger „Lehrerzentrierung“, mehr Partner-, Gruppen- und Einzelarbeit.

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    An der Helene-Lange-Realschule arbeiten 35 Lehrer. Interessierte Pädagogen können sich vor Beginn des neuen Schuljahrs in Sachen Umgang mit Behinderten fortbilden lassen. Die städtische Immobilienwirtschaft wird ihre Bauarbeiter schicken: Gut ist, wenn Räume von „integrativen Klassen“ einen kleinen Nebenraum haben. „Das wird die Stadt auch so einrichten“, verspricht Siegfried Goßmann, Abteilungsleiter im „Fachbereich Schule“ (früher Schulverwaltungsamt). Das gelte übrigens für alle weiterführenden Schulen, die ab Herbst erstmals „integrative Klassen“ einrichten: Die Gesamtschule Bockmühle (Altendorf) und das Alfred-Krupp-Gymnasium (Frohnhausen) nehmen auch Behinderte auf. Die Schulen probieren es erst mal nur im kommenden Schuljahr – wie es weiter läuft, wird man sehen. „Die Stadt ist froh, dass sie Plätze in integrativen Gruppen künftig in jeder Schulform anbieten kann“, sagt Goßmann. Auch zwei Hauptschulen (Wächtlerstraße, Südostviertel, und Bischoffstraße, Altenessen) nehmen seit Jahren Behinderte auf.