Dortmund..
Im Rathaus wird an einem Handlungskonzept für die Nordstadt und den Straßenstrich gearbeitet – das gab gestern Oberbürgermeister Ullrich Sierau bekannt. Zurzeit würden alle Möglichkeiten offen diskutiert – auch die Schließung des Straßenstrichs kann sich Sierau mittlerweile vorstellen: „Allerdings darf es keine Schnellschüsse geben“, sagte er gestern. Das Konzept müsse belastbar und schnell umsetzbar sein.
Die größten Bedenken des Oberbürgermeisters waren bislang, dass eine Schließung des Strichs zu einer Verlagerung der Prostitution führe. Es habe Gespräche mit dem Polizeipräsidenten gegeben, sagte Sierau gestern. Nur wenn die Polizei garantiere, dass sie sich verstärkt engagiere, sei eine Abschaffung des Straßenstrichs möglich.
Die Vorlage der Stadtverwaltung soll am 15. März vom Verwaltungsvorstand abgesegnet werden und dann am 31. März in den Rat gehen. „Wir werden verschiedene Varianten vorstellen“, erklärte gestern Ordnungsdezernent Wilhelm Steitz. Neben einer Schließung ist auch eine Verlagerung ein mögliches Szenario. „Es sind bislang noch keine konkreten Standorte im Gespräch“, sagte Steitz. Elke Rehpöhler von der Prostituierten-Beratung Kober hatte im Vorfeld überlegt, weiter weg von der Bornstraße zu rücken. Ein weiterer Standort ist immer öfter im Gespräch: das Gelände am Kraftwerk Knepper an der Grenze zu Castrop-Rauxel.
Großbordell vs. Straßenstrich
Die Idee eines Großbordells, wie es die CDU vorschlug, wird von Steitz nicht unterstützt: „Wir haben bereits ein Großbordell an der Linienstraße, das hat mit dem Straßenstrich nichts zu tun.“
Die CDU betonte gestern, dass es das erste Ziel sei, den Strich zu schließen. „Wir wollen Polizei und Ordnungsamt die rechtlichen Möglichkeiten geben, die Eindämmung von illegalen Handlungen durch massive Schwerpunkteinsätze zu erreichen“, so CDU-Vorsitzender Steffen Kanitz. Dr. Marita Hetmeier, Vorsitzende der Nordstadt-SPD, signalisierte gestern Unterstützung für den CDU-Vorschlag.
Zu viele Freiheiten für Freier
Die Linke betonte gestern, dass es nicht den anschaffenden Frauen, sondern den Freiern zu einfach gemacht werde, so Nursel Konak: „Was wir benötigen ist eine Vergnügungssteuer für Männer sowie wirksame Kontrollen der Menschen, die auf dem Schwarzarbeiterstrich bulgarische und rumänische Arbeiter zu Spottlöhnen anheuern.“
Kober warnt vor Schließung: In einer großen Stadt wie Dortmund werde sich Prostitution immer lohnen, Nachfrage und deshalb auch Straßenprostitution werde es immer geben. Migration aus Bulgarien und Rumänien sei nicht auf die Tatsache zurückzuführen, dass es in Dortmund einen Straßenstrich gibt, sondern darauf, dass hier ein mehrsprachiges multikulturelles Umfeld existiere, das im Ganzen attraktiv für Zuwanderer sei. „Je größer die Probleme und Risiken, desto größer ist die Notwendigkeit eines legalen, geschützten und betreuten Straßenstrichs“, so Kober.