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Der erste deutsche Webvideo-Award, der im Essener Astra-Theater verliehen wurde, forderte den Gästen viel Aufmerksamkeit ab: 17 nominierte Filme in acht Kategorien wie Doku oder Animation überzeugten auf der Großleinwand mit ihrer Kinoqualität.
Gerade erst ist die Berlinale über die Bühne gegangen, Ende Februar wird vor dem Kodak Theatre in L.A. der Rote Teppich für die Oscars ausgerollt. Während das Kino-Geschäft weiter vor sich hinkriselt, hat die Generation 2.0 längst ihre eigenen Helden. Joe Penna alias Mystery Guitar Man zum Beispiel, dessen Videos auf YouTube bereits 220 Millionen Mal angeklickt wurden. Penna ist es auch, der - natürlich per Video-Botschaft - den Startschuss für den ersten deutschen Web-Video-Award im Essener Astra-Theater gibt.
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Im Dunkel des Traditions-Kinos fahren ungeduldige Finger über die Smartphones, alle paar Sitze leuchten die Displays auf. Doch bevor Moderator Christoph Krachten, bekannt durch die Online-Talkshow Clixoom, das Mikro in die Hand nimmt, schießt er ein Handy-Foto von der Zwonuller-Meute, für Twitter natürlich. Mehr als 4.000 Beiträge wurden eingereicht, um in acht Kategorien die Jury zu überzeugen. In dem fünfköpfigen Gremium zermaterten sich unter anderem Web-Spezi Mario Sixtus und Jörg Sadrozinski, Redaktionsleiter bei tagesschau.de, die Köpfe. Unzählige Beiträge wurden gesichtet und in stundenlangen Streitgesprächen über die Gewinner entschieden.
„Eine Veranstaltung wie diese lag schon lange in der Luft“
Mit ihrer Kinoqualität beeindrucken können schließlich 17 nominierte Filme, die auf Großleinwand präsentiert werden. Den Besuchern wird dabei eine hohe Aufmerksamkeitsspanne abverlangt - von innovativen Animationsfilmen wie „Du bist Terrorist“ über die sehr einfühlsame Dokumentation „Freddy“ bis hin zum satirischen Jahresrückblick „Frohes Fest 2010“ in der Kategorie Fun: Die Webvideo-Welt ist vielseitig. Eben das wollen die Veranstalter um Videojournalist Markus Hündgen beweisen. „Unsere Nominierten haben es auch ohne Castingshows geschafft, bekannt zu werden. Eine Veranstaltung wie diese lag schon lange in der Luft“, ist Christoph Krachten überzeugt.
Vor allem für vielversprechende Nachwuchstalente wie die Band „City Light Thief“ aus Grevenbroich hat sich die Verleihung gelohnt. Ihr Musikvideo zu „Punkt.Aus.Ende“ wurde in nur einem Take gedreht, die Statisten rekrutierten die fünf jungen Musiker via Facebook. Für die Macher des c/o-pop-Festivals so innovativ, dass sie die Band mit einen Sonderpreis auszeichnen. „Wir spielen sonst nur in Jugendzentren vor 20 oder 30 Leuten. Das ist Wahnsinn“, freuen sich die Musiker über ihren Auftritt bei dem Festival, das im Juni in Köln veranstaltet wird. Die ehrliche Freude der Jungs ist so authentisch, wie das Webvideo an sich. Ehrlich, innovativ und weit weg von einer gescripteten Fernsehwelt - der Award ist ein Fingerzeig in die Zukunft, in der jeder selbst entscheiden kann, wie er Unterhaltung für sich definiert.