Essen.
Die Stadtverwaltung hat eine erste Ideen-Skizze „Kinderarmut bekämpfen“ erarbeitet. Dabei will man sich auf Gebiete konzentrieren, wo’s brennt. Betroffen sind rund 22.000 Kinder, deren motorische und sprachliche Entwicklung zu wünschen übrig lässt.
Es sollte nicht weniger sein als ein „umfassender Schlag“ gegen Kinderarmut. Vor über vier Jahren forderte SPD-Ratsherr Michael Franz ein neues Konzept gegen die mit Händen zu greifende Benachteiligung des Nachwuchses bildungs- und einkommensarmer Familien. Alle in der Stadt freizusetzenden finanziellen Mittel sollten fließen, sekundierte Sozialdemokrat Thomas Fresen in den Reihen der Rats-Opposition. Jetzt kann die SPD zeigen, wie ernst sie es damals meinte.
Die Stadtverwaltung hat eine erste Ideen-Skizze „Kinderarmut bekämpfen“ erarbeitet. Die ist zwar alles andere als umfassend. Doch ein Konzept für die Gesamtstadt zu erarbeiten, „ist nicht zu schaffen“, sagt Sozialdezernent Peter Renzel. Deshalb wolle man sich auf Gebiete konzentrieren, wo’s brennt. 15 Stadtteile, in denen mit 34.000 Kindern immerhin mehr als die Hälfte des Nachwuchses lebt, sind inzwischen anhand unterschiedlicher Messgrößen genauso identifiziert wie die ersten fünf „Hot Spots“. Die Befunde sind erschreckend und die Befürchtungen entsprechend groß, den nach wie vor ungebrochenen Trend zu mehr Kinderarmut gepaart mit ihrer räumlichen Konzentration mit den lokalen Waffen allein nicht wirklich brechen zu können.
Auch Quote der Erziehungshilfen angestiegen
Zwar lebten Ende 2009 fast 14.000 Kinder weniger als noch 1994 in Essen. Der Anteil der unter 14-Jährigen mit Existenz sichernden Leistungen stieg jedoch von 31,1 Prozent in 2006 auf 32,6 Prozent im Dezember 2009. Rund um die Innenstadt sind’s 62,5 Prozent, im Südostviertel und in Altendorf 59 beziehungsweise 56,4 Prozent. Betroffen sind inzwischen fast 22.000 Kinder, deren motorische und sprachliche Entwicklung zudem mehr und mehr zu wünschen übrig lässt: Waren 2002 noch 64,3 Prozent ohne Befund, sind’s inzwischen 63,4 Prozent. Entsprechend stieg die Quote der unter 19-Jährigen, die allerlei Hilfen zur Erziehung benötigten. Positive Entwicklungen, so die Stadt, gibt’s nur bei zwei Indikatoren: Mehr Kinder (43,6 Prozent) wechselten auf ein Gymnasium und die Quote der Eigentümerwohnungen stieg binnen sechs Jahren um 3,8 Prozentpunkte auf 21,5 Prozent.
Inzwischen hat die Stadt eine Rangfolge jener Stadtteile erarbeitet, in denen sie den meisten Zwang zum Handeln sieht: Innenstadt-Quartiere, Altendorf, Bergeborbeck/Vogelheim, Bochold, Altenessen-Süd, Südostviertel, Katernberg, Frohnhausen, Kray, Altenessen-Nord, Freisenbruch, Karnap, Südviertel, Holsterhausen, Dellwig/Gerschede. Kaum zu fassen.