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Europas größter Schuhhändler, die Deichmann-Gruppe, hat 2010 das höchste Umsatzwachstum seit 20 Jahren erzielt. Das Familienunternehmen setzte mehr als 3,9 Milliarden Euro um. Weltweit verkaufte Deichmann 2010 rund 152 Millionen Paar Schuhe.

Europas größter Schuhhändler, die Essener Deichmann-Gruppe, heizt den Wettbewerb im deutschen Schuhhandel an. Firmenchef Heinrich Deichmann kündigte am Dienstag an, der Marktführer werde die zuletzt deutlich gestiegenen Rohstoff-, Energie- und Produktionskosten nicht an die Kunden weitergeben. „Wir werden unser gewohnt günstigen Eckpreislagen nicht verändern. Dafür nehmen wir bewusst ein Absinken des Rohertrags in Kauf,“ sagte der Unternehmer an und erhöhte damit den Druck auf die Konkurrenten.

Heinrich Deichmann

Der Chef des größten europäischen Schuhhandelsunternehmens, Heinrich Deichmann, wurde am 30. November 1962 geboren. Der Diplom-Kaufmann studierte neben Betriebswirtschaftslehre auch Geschichte, Philosophie und Theologie an der Universität Köln. Bereits seit Ende der 80er Jahre arbeitet er im Familienunternehmen mit. Seit 1999 leitet er das Schuhimperium. Deichmann ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Der Unternehmer ist bekennender Christ und gehört einer freikirchlichen Gemeinde an. Neben der Arbeit ist ihm auch sein soziales Engagement wichtig. Das zeigt sich in Hilfsprojekten unter anderem in Moldawien und Indien, aber auch in Unternehmensentscheidungen. So beschloss das Familienunternehmen 2010, in Zukunft auf die im deutschen Einzelhandel weit verbreitete Nutzung geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse vollständig zu verzichten und diese durch sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse zu ersetzen. „Uns ist wichtig, dass diese Mitarbeiter etwas für ihre Altersversorgung tun“, begründete der Unternehmer den für das Unternehmen nicht ganz billigen Schritt. „Nur möglichst viel Geld zu verdienen, das wäre mir zu wenig. Ein Unternehmen muss den Menschen dienen“, beschreibt der Unternehmer sein Credo. (dapd)

Deichmann betonte, das Familienunternehmen wolle die Preissteigerungen durch höhere Umsätze und konsequente Kostendisziplin ausgleichen. Außerdem werde man versuchen, durch eine teilweise Verlagerung der Schuhproduktion in chinesische Provinzen im Landesinneren die Kostensteigerungen einzudämmen. Dort sei der Arbeitskräftemangel noch nicht so hoch. Deichmann bezieht mehr als 80 Prozent seiner Ware aus dem fernöstlichen Land.

Das Familienunternehmen ist in Deutschland und Europa unangefochtener Marktführer und befindet sich seit Jahren auf einem stürmischen Wachstumskurs. Insgesamt steigerte es seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 12,5 Prozent auf mehr als 3,9 Milliarden Euro. Das war das höchste Wachstum sei 20 Jahren, wie der Konzernchef sagte. Auch der Gewinn habe sich „erfreulich“ entwickelt, betonte er. Genaue Angaben macht das Familienunternehmen hierzu traditionell nicht.

Auch China im Blick

Weltweit verkaufte das Schuh-Imperium 2010 in 2.939 Filialen in 20 Ländern rund 152 Millionen Paar Schuhe. Das waren 14 Millionen Paar mehr als im Vorjahr. Allein in Deutschland setzte das Unternehmen zusammen mit der Tochterfirma Roland 2010 rund 75,5 Millionen Paar Schuhe ab .

Seinen Wachstumskurs will der Konzern auch in diesem Jahr fortsetzten. Geplant ist die Eröffnung von insgesamt 243 neuen Filialen, 61 davon in Deutschland. Allein in der Bundesrepublik plant der Konzern deshalb rund 500 Neueinstellungen. Neue Märkte will sich das Unternehmen durch den Markteintritt in Portugal und Serbien erschließen.

Außerdem will der Konzern sein bereits im Jahr 2000 gegründetes Internet-Standbein weiter ausbauen. Deichmann betonte., bereits im vergangenen Jahr habe das Unternehmen seinen Internetabsatz um 44 Prozent gesteigert. Weitere Wachstumsimpulse sollen in diesem Jahr von neuen Online-Shops in Dänemark, Österreich, Großbritannien und der Schweiz kommen. Zwar sei der Internetumsatz mit 10 Millionen Euro noch vergleichsweise gering, sagte Deichmann. Doch sei das Internet heute unverzichtbar.

Für die nächsten Jahre hat der Konzern allerdings noch weit größere Pläne. „Ich glaube, dass wir mittelfristig auch in China Läden eröffnen müssen“, sagte der Firmenchef der Nachrichtenagentur dapd. Wer global präsent sein wolle, müsse auch auf diesem Wachstumsmarkt Flagge zeigen. „Im Zeitraum von drei bis fünf Jahren müssten wir das hinkriegen“, meinte der Unternehmer. (dapd)