Essen. Eine pfiffige Geschäftsidee hatte der 51-Jährige. Allerdings nahm er damit seinen eigenen Arbeitgeber, die Firma Deichmann, aus und schädigte sie um 483 698,04 Euro. Zu zwei Jahren Haft mit Bewährung verurteilte das Amtsgericht Essen ihn.

Seriös wirkt er im weißen Hemd und Krawatte auf der Anklagebank. Als Standortsucher hatte Deichmann ihn angestellt. Der Erkelenzer sollte für den Borbecker Schuhhändler passende Plätze für neue Filialen suchen. Falls die Immobilien über einen Makler gefunden wurden, bekam dieser natürlich die fällige Provision überwiesen.

Das reizte den 51-Jährigen offenbar. 2004 nutzte er es aus, dass der Bruder seiner Schwiegertochter in Erkelenz eine nicht gerade erfolgreiche Baufirma unterhielt. Den 32-Jährigen, der am Dienstag ebenfalls angeklagt war, warb er als Komplizen an.

27 Fälle hatte die Staatsanwaltschaft vor Amtsrichterin Daniela Riedl angeklagt. In sechs dieser Fälle hätte Deichmann überhaupt keine Provision zahlen müssen, weil die Objekte der Firma direkt vom Eigentümer angeboten wurden. Der Deichmann-Angestellte erstellte aber am PC die Rechnung der Firma seines jüngeren Verwandten und täuschte vor, dieser habe das Objekt als Makler angeboten. Zuverlässig überwies Deichmann aufgrund der fingierten Rechnung die Provision.

In den restlichen Fällen hatten tatsächlich Makler das Objekt angeboten. Der 51-Jährige trickste sie aber aus, indem er sie anlog, er kenne das Objekt bereits und stehe in Mietverhandlungen mit dem Besitzer. Auch hier fertigte er „Maklerrechnungen“ der Erkelenzer Baufirma, teilte sich das Geld mit seinem Verwandten.

Als der Schwindel aufflog, erkannte der 51-Jährige seine Schuld gegenüber Deichmann an. Sein Haus steht zur Zwangsversteigerung an, um den Schaden auszugleichen, erzählt er. Zu seiner Bewährungsauflage gehören auch 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Der 32-jährige Mitangeklagte, der eineinhalb Jahre Haft mit Bewährung bekam, gestand zwar auch schnell, zeigte sich aber noch im Prozess arglos: „Ich dachte nicht, Deichmann zu betrügen, sondern die Makler auszuhebeln.“ Richterin Riedl belehrte ihn, dass dies die Sache auch nicht besser mache.