Der bereits 1979 verstorbene Schriftsteller Nicolas Born und seine Tochter Katharina erhalten den diesjährigen Literaturpreis Ruhr. Die Jury lobt Borns kritische, immer noch gegenwärtige Denkanstösse.
Dank Tochter Katharina ist das literarische Werk Nicolas Borns wiederentdeckt worden. Die Journalistin und Literaturwissenschaftlerin hat 2004 und 2007 die Gedichte und Briefe ihres Vaters herausgegeben. Jetzt werden Vater, posthum für sein Gesamtwerk, und Tochter, für ihre editorische und essayistische Leistung, mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet. Sie wurden aus 41 vorgeschlagenen Autoren ausgewählt.
1979 starb der gebürtige Duisburger im Alter von 42 Jahren. Von einer bloß nachträglichen Würdigung des verstorbenen Romanautors, Lyrikers und Herausgebers des Rowohlt-Literaturmagazins will die sechsköpfige Jury aber nicht sprechen. "Seine Texte sind ungeheuer gegenwärtig, geben immer noch Denkanstöße", erklärt Gerd Herholz vom Literaturbüro Ruhr. Born begegne besonders in seinen Gedichten dem von ihm konstatierten "Wahnsystem Realität" mit utopischen und gleichzeitig ganz persönlichen Gegenbildnern.
Nicht nur die Entscheidung für einen bereits verstorbenen Autor, dessen Werke zur Zeit nicht alle greifbar sind, könnte man kritisch hinterfragen. Auch darüber, dass Nicolas Born kein typischer Ruhrgebietsschriftsteller ist, will die Jury Rechenschaft ablegen; schließlich wird der jährlich vom Regionalverband Ruhr (RVR) und dem Literaturbüro Ruhr verliehene Literaturpreis eigentlich an Schriftsteller, die im Ruhrgebiet leben oder deren literarische Arbeit die Region zum Thema hat, vergeben: "Der regionale Bezug ist da. Vor allem die Lyrik ist geprägt von seinen Ruhrgebietserfahrungen." Handlungen seiner frühen Erzählungen spielen sogar im Ruhrgebiet. Born arbeitete als Chemigraf bei den Essener Krupp-Werken, bevor er 1963 als freier Schriftsteller nach Berlin ging.
Verliehen werden der Hauptpreis, dotiert mit 10 000 Euro, und die Förderpreise (2550 Euro) zum Thema "Asphaltgeschichten" an Brigitte Werner aus Bochum und Christina Müller-Gutowski aus Düsseldorf am 16. November im Rathaus Hagen.